Medienspiegel Langnau Jazz Nights 2014 - page 11

Medienspiegel
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Auflage: 7 500
J A Z Z ‘ N ‘ MO R E
P R E V I E W S
Time in Jazz Sardinien, 9. –16.8.2014
Jazz auf der Insel
Vom 9. bis 16. August findet zum 27. Mal
das von Paolo Fresu gegründete und gelei-
tete Festival Time in Jazz auf Sardinien
statt.
Trotz Krise werden auch dieses Jahr bestimmt
viele Musikfreunde in die Umgebung von Berchid­
da, Fresus Geburtsort, strömen, um den wunder­
baren Konzerten auf der Piazza in Berchidda, in
historischen Gebäuden oder landschaftlich be­
eindruckender Umgebung beizuwohnen. Das The­
ma dieses Jahrgangs heisst ”piedi”, also ”Füsse”.
Angekündigt sind über zwei Dutzend Konzerte an
fast ebenso vielen verschiedenen Orten.
Berchidda ist gut 35 Kilometer, also eine halbe
Stunde, von Olbia entfernt, leicht am Hang zum
Berg Limbara gelegen. Von dort aus schwärmt der
Freund sorgfältig ausgewählter Musik – nicht aus­
schliesslich Jazz, beileibe nicht ... – für diverse
Konzerte in die Umgebung aus. Planung ist an­
gesagt, denn bisweilen sind die Bühnen mehr als
eine Stunde Fahrzeit von Berchidda entfernt.
Der Auftakt findet am 9. August um 11 Uhr mor­
gens am Gestade von Posada statt. Fabrizio Bos­
so (tp) und Julian Mazzariello (p) werden dort an
der Ostküste ihr Programm ”Shuffle” präsentie­
ren. Am Sonntag (18 Uhr) tritt die Sängerin Elina
Duni in Loiri Porto San Paolo auf, während am
Morgen in Mores und am Abend am Vulkan Itti­
reddu der Pianist Ezio Bosso zwei verschiedene
Projekte vorstellt. Am Montagabend findet das
erste Konzert in Berchidda statt, das von Bassist
Rosario Bonaccorso mit einem mediterranen
Projekt bestritten wird. Im Anschluss ist dort als
zweites Projekt ”7 modi” von Stefano ”Cocco”
Cantini, zu geniessen. Der Dienstag bringt das
erste Konzert auf der Hauptbühne auf der Piazza
in Berchidda, mit einem Fokus auf den afrikani­
schen Musiker Mulatu Astatke. Tags darauf spielt
dort die Brass Bang, ein neues Projekt von Paolo
Fresu mit ausschliesslich Blechinstrumenten. Im
Anschluss ist die Bühne frei für den kubanischen
Pianisten Omar Sosa.
Jazzpower pur folgt am Donnerstagabend mit
Dave Hollands ”Prism”. Im Anschluss spielen Fre­
su und Gianluca Petrella mit der Dorfkapelle von
Berchidda. An Ferragosto, dem Feiertag zum 15.
August, disloziert die Jazzkarawane in die Um­
gebung von Berchidda, bevor am Abend Peppe
Servillo (voc), Javier Girotto (s) und Natalio Man­
giavite (p) in Berchidda ihr Repertoire zum Thema
”Futbol” entfalten und in einem Schlussbouquet
die Fanfara Tirana, die Transglobal Underground
aus Brasilien und die Brass Band auftreten. Am
Sonntag geht es dann mit einer Auswahl von glei­
chen Formationen in Sassari für zwei Tage weiter
im JazzTakt.
Ruedi Ankli
Weitere Informationen:
Das Météo Mulhouse Music Festival stellt
sich alljährlich dem ”Taumel des Augen-
blicks”, wie Fabien Simon betont. Der Lei-
ter des seit drei Jahrzehnten bestehenden
Jazzfestivals im elsässischen Mulhouse
will all jenen einen Überblick bieten über
die freie Szene, die eben jenen zu verlieren
drohen. Wie gewohnt auf dem Programm
stehen Rock, Elektronik, Zeitgenössisches,
Improvisiertes und Experimentelles, Strö-
mungen, die allesamt die Wurzeln des Jazz
nicht ausser Acht lassen.
Neben bekannten Namen sind auch neue zu ent­
decken. Der einwöchige Anlass, der weit über die
Region ausstrahlt, stellt neben bewährten Musi­
kern der französischen JazzSzene wie Daunik
Lazro auch aufstrebende Talente wie den heiss
diskutierten Trompeter Louis Loureau vor. John
Edwards und Paul Rogers, die beiden bedeu­
tendsten britischen Bassisten, werden ebenso
präsentiert wie Landsmann Paul Dunmall. Der Sa­
xophonist hat zu seinem 60. Geburtstag eigens
ein Quartett zusammengestellt, eine Art Amalgam
seiner beiden aktuellen Trios.
Die internationale Szene ist mit Musikern aus ver­
schiedenen europäischen Ländern bestückt, auch
aus Australien. Wiederholt zu Gast in Mulhouse
sind der Trompeter Axel Dörner, ein Vertreter des
Reduktionismus, und Lux Ex. Der niederländische
Bassgitarrist tritt mit der Band Rubatong auf. Ne­
ben diversen neuen ”Creations” gibt es ein paar
für Mulhouse untypische Projekte zu bestaunen.
Neben der Begegnung des Trondheim Jazz Or­
chestra mit der norwegischen Sängerin Jenny
Hval tritt das Béla Quartet mit einer der schil­
lerndsten Figuren der französischen Musikwelt
auf. Der Komponist, Sänger, Multiinstrumentalist
und Autor Albert Marcœur, der gern der ”Frank
Zappa Frankreichs” genannt wird, eröffnet pro­
Die Langnau Jazznights, das stimmungs-
vollste Jazzfestival der Schweiz, bringt
auch dieses Jahr wieder grosse Namen der
amerikanischen Szene ins Emmental.
So viel geballte Jazzpower wie in Langnau versam­
melt kein anderes Sommerfestival in der Schweiz:
Der Langnauer Festivalleiter Walter Schmocker
verzichtet ganz darauf, sein Festival mit einer Mix­
tur aus Pop, Jazz und Rock publikumsträchtig auf­
zumöbeln. Er holt sich ausschliesslich Musiker in
die Langnauer Kupferschmiede, die für zeitgenös­
sischen Modern Jazz des sogenannten Post oder
NeoBop stehen: Musiker, die in der Jazztradition
verwurzelt sind, aber die musikalischen Errungen­
schaften kritisch sichten, ausloten und zeitgemäss
weiterentwickeln.
Für diese Traditionslinie steht zum Beispiel der
Bassist Dave Holland, der in den 60er und 70er
Jahren mit Miles Davis und Chick Corea bekannt
geworden ist, mit einer fast unendlichen Reihe
von grossen und grössten Namen zusammenge­
spielt hat und seit vielen Jahren auch als Kompo­
nist und Bandleader von überragenden Klein und
Grossformationen zu den wichtigsten Stars der
amerikanischen Szene gehört. Mit seinem Quar­
tett ”Prism” mit dem Gitarristen Kevin Eubanks,
dem Pianisten Craig Taborn und dem Schlagzeu­
ger Eric Harland sorgte er bereits vor zwei Jahren
in Langnau für einen FestivalHöhepunkt.
Zwischen dieser grandiosen Eröffnung am Diens­
tag und dem vermutlich fulminanten Finale am
Samstag mit dem Trompeter Randy Brecker, der
mit seinem Quintett die legendäre Jazzrock oder
FusionTruppe der Brecker Brothers wieder aufer­
stehen lässt (anstelle seines vor sieben Jahren
verstorbenen Bruders Michael übernimmt jetzt
seine Lebensgefährtin Ada Rovatti den Saxo­
phonpart), folgen sich weitere prominente Namen
fast Schlag auf Schlag. Der Tenorsaxophonist
Joshua Redman (Mittwoch) gehörte in den 90er
Jahren zu jenen jungen Wilden, welche sich im
Grenzgebiet zwischen PostBop und Free Jazz
ihre eigenen Wege suchten. Inzwischen hat sich
Redman, der neben Coltrane und Shorter auch
Beatles, Prince und Stevie Wonder und Joni
MitchellStücke spielt, zu einem der populärsten
Musiker der amerikanischen MainstreamSzene
entwickelt.
Donnerstag und Freitag gehören zwei ausserge­
wöhnlichen Trompetern, die beide zur New Yorker
Szene gehören, aber dennoch völlig unterschied­
liche Musik spielen. Ralph Alessi, mit seinen 51
Jahren musikalisch eine ganze Generation jünger
als Harrell, ist in jenem brodelnden New Yorker
Hexenkessel von Experimentalmusiker im weite­
ren Umkreis der Knitting Factory gross geworden,
zu dem auch Uri Caine, Steve Coleman, Ravi Col­
trane, Don Byron oder Jason Moran gehören, die
alle mit der Tradition bei weitem unbefangener
und freier umgehen, ohne sich ganz davon abzu­
nabeln.
Zur einer Festivalüberraschung könnte am Don­
nerstag aber auch das Trio ”Now vs. Now” von
Jason Lindner werden. Der 41jährige Keyboarder
aus Brooklyn ist einer jener jungen Alleskönner,
die vor allem auch mit Pop, Techno und elektroni­
scher Musik aufgewachsen sind und davon völlig
selbstverständlich Gebrauch machen, die ande­
rerseits aber auch durchaus traditionellen Jazz
spielen können. Mit seinem Trio ”Now vs. Now”
spielt Lindner eine wilde, brodelnde Musik mit
wummernden Bassriffs und knalligen Schlag­
zeugsalven, die kaum mehr etwas mit einem klas­
sischen PianoTrio zu tun haben, sondern die ganz
im HipHop, Techno und Funk zu Hause ist.
Christian Rentsch
Das ganze Programm:
grammatisch das Mulhouser Festival im städti­
schen ”Théâtre de la Sinne”. Bereits zum zweiten
Mal ist das Sinfonieorchester Mulhouse zu hören,
diesmal gemeinsam mit sechs Perkussionisten,
die grenzüberschreitend agieren.
Weiterhin werden die Fühler in die Nachbarländer
ausgestreckt. Der 28. August findet komplett im
Basler SUD statt. Des Weiteren finden wieder
Workshops und Kinderkonzerte statt. Der eigent­
liche Beginn des Anlasses ist der 7. August, wenn
zur ”Météo Campagne” gerufen wird. Dann treten
lokale Bands in und ausserhalb der Stadt auf.
Auch die mittäglichen GratisSoloKonzerte in ei­
ner alten Kapelle tragen zum besonderen Flair des
MétéoFestivals bei.
Reiner Kobe
Météo Mulhouse Music Festival 2014
26. – 30.8.2014
Langnau Jazznights, 22. – 26.7.2014
New York zu Besuch in Langnau
Dave Holland
Jason Lindner
S: PD/ZVG
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