Medienspiegel Langnau Jazz Nights 2014 - page 19

Medienspiegel
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mutungen des sozialen Lebens
gelang, im Vorprogramm des Saxofon
Virtuosen Joshua Redman durchzustar­
ten. Dieser bekommt den Goldenen Tiger
als «Everybody’s Darling»: Die Halle war
proppenvoll und tobte. Kein Wunder:
Redman könnte auch in einem Zirkus auf­
treten, er operiert nach dem Prinzip «Gib
demAffen Zucker», spielt akrobatisch und
bewegt sich wie ein Elastikmännchen.
Den Goldenen Tiger in der Kategorie
«Dramatische Dramaturgie» dürfen sich
zwei Trompeter teilen. TomHarrell zeigte
mit seinem Quintett, wie man sich inner­
halb konziser Formen äusserst inspiriert
bewegen kann. Höhepunkt des Konzerts
war ein MiniConcerto für Harrell und
den Pianisten Danny Grissett, das meh­
rere total überraschende Wendungen
nahm. Grissett wird auch als «Side­
manGentleman» ausgezeichnet.
Variation undRepetition
Im Gegensatz zu Harrell wagte sich
Ralph Alessi mit seinem BaidaQuartett,
das durch den MastermindSaxofonisten
Greg Osby (Goldener Tiger als «Stargast
ohne Allüren») erweitert wurde, auch in
freiere Gefilde vor. Alessis Stücke bewe­
gen sich auf absolut aufregende Art zwi­
schen motivischer Simplizität, Hirner­
schütterungsKomplexität und mysteri­
öser Klangmalerei: Dafür gibt es den
Goldenen Tiger für «Kühne Konzept­
kunst». Mit Nasheet Waits und Drew
Gress verfügt Alessis tollkühne Truppe
auch über ein Drum’n’BassGespann,
das die Auszeichnung als «Wahnwitzige
GrooveJongleure» kriegt.
Marie Krüttli präsentierte sich in zwei­
facher Hinsicht als Wiederholungstäterin.
Nachdem die Pianistin letztes Jahr als
WorkshopTeilnehmerin einen Förder­
preis bekam, erhält sie jetzt den Golde­
nen Tiger als «Nachwuchshoffnung»:
nicht nur mangels Alternativen, sondern
auch weil ihr Trio mit kunstvollen und
durchdachten Miniaturen zu gefallen
wusste.
Es sei allerdings die Frage erlaubt, ob
fast jede musikalische Idee zehn oder
zwanzig Mal wiederholt werden muss. Da
agierte das Trio des mit allen Wassern
gewaschenen PianoforteVirtuosen Kenny
Werner dann doch wesentlich unbere­
chenbarer, verspielter und interaktiver –
die Verwandlung von Coltranes harmoni­
schem Hürdenlauf «262» in den harmo­
nischrhythmischen Hürdenlauf «2625»
war nur einer von vielen Höhepunkten.
Keine Frage: Dafür gibts den Goldenen
Tiger in der Sonderkategorie «Atemberau­
bende Momente am Laufmeter».
mental
lessi, TomHarrell und
Vor dem Abgang von NochIntendant
Alexander Pereira wollen die Salzbur­
ger Festspiele noch einmal ein riesiges
Programm zeigen. Im Zentrum steht
der Erste Weltkrieg. Bei der Eröffnung
gibt es mahnende Worte. Mit einer po­
litischen Mahnung angesichts der aktu­
ellen risikoreichen Weltlage sind die
94. Salzburger Festspiele eröffnet wor­
den. Fast auf den Tag genau 100 Jahre
nach dem Ausbruch des Ersten Welt­
kriegs zog der australische Historiker
Christopher Clark («Die Schlafwand­
ler») bei der offiziellen Eröffnung der
Festspiele am Sonntag Parallelen zur
Situation vor dem Kriegsbeginn am 28.
Juli 1914 und der derzeitigen weltpoli­
tischen Lage. Der Erste Weltkrieg stellt
auch das zentrale Thema der bis zum
31. August dauernden Festspiele dar.
Redimensionierung geplant
Clark sagte beim feierlichen Festakt in
der Felsenreitschule in Salzburg vor
zahlreichen Gästen aus Politik und Kul­
turbetrieb: «Wir befinden uns – wie die
Zeitgenossen des Jahres 1914 – in einer
zunehmend gefährlichen, multipola­
ren Welt, gekennzeichnet durch regio­
nale Krisen.» In solchen Momenten,
wenn das Gleichgewicht ins Wanken
komme, erhöhe sich das Risiko.
Zahlreiche Aufführungen mit Welt­
kriegsbezug stehen bei den Festspielen
auf dem Programm. Unter anderem
soll Karl Kraus’ Epos «Die letzten Tage
der Menschheit» auf die Bühne ge­
bracht werden. Fünf OpernNeupro­
duktionen sind angesetzt, darunter die
Uraufführung «Charlotte Salomon» von
MarcAndré Dalbavie sowie Mozarts
«Don Giovanni» und der «Rosenkava­
lier» von Richard Strauss, dessen 150.
Geburtstag in diesem Jahr gefeiert
wird.
Den
er Fest­
spiele
rgange­
nen Woche Joseph Haydns «Schöpfung»
im Rahmen der «Ouverture spirituelle».
Der scheidende Intendant Alexander
Pereira hatte dieses Vorprogramm mit
geistlicher Musik nach seinem Amtsan­
tritt 2012 ins Leben gerufen. Es soll
auch nach Pereiras Wechsel an die Mai­
länder Scala fortgeführt werden.
Der allgemeine Wachstumskurs Pe­
reiras soll jedoch nicht fortgesetzt wer­
den. Unter anderem hatte der Noch
Intendant einen Festspielball eingeführt
und wollte nur noch Neuinszenierungen
zeigen. Der Ball soll nun abgeschafft
werden, hiess es von den Salzburger
Festspielen. Künftig werden zudem nur
noch drei OpernNeuproduktionen auf
dem Programm stehen.
(sda)
Vor Pereiras Abgang
noch einmal ein
Riesenprogramm
22. BIS 26. JULI
Ei e gebal te Ladung verschiedener Persönlichkeiten aus verschiede-
nen Ländern traf sich letzte Woche in Langnau. Alle verband die Liebe
zum Jazz – die einen produzierten ihn, die anderen kamen als Zuschauer.
Jazz-Interessierte hatten die Möglichkeit, Workshops zu besuchen und
ihren musikalischen Horizont zu erweitern. Täglich fanden abends auf
dem Viehmarktplatz Live-Performances der Studenten und das interna-
tionale Junior Jazz Meeting statt. Junge, talentierte Menschen aus dem
In- und Ausland erhielten dort die Möglichkeit, ihre Werke vor Publikum
zu präsentieren. Ab 20:30 zog man dann in die Kupferschmiede über, in
der pro Abend zwei Konz rte stattfanden. Grössen wie das Kenny Werner
Trio, das Joshua Redman Quartet oder Ralph Alessi mit Greg Osby traten
auf und begeisterten die Zuschauer. Wer professionelle Jazzmusiker hören,
Workshops besuchen oder einfach ein bisschen jammen will, ist in den
letzten Julitagen in La gnau zur richtigen Zeit am richtigen Ort.
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