Medienspiegel Langnau Jazz Nights 2014 - page 17

Medienspiegel
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Da zittert der herrlich sinnleere Satz
«Moral ist, wenn man moralisch ist» aus
Büchners «Woyzeck» (und Alban Bergs
«Wozzeck») noch nach. Horváth und
Büchner waren unbestechliche Men­
schenbeobachter, und in beiden Fällen
kann die Musik die Schärfe ihrer Spies­
serporträts noch steigern. An ein paar
Stellen von HK Grubers Vertonung des
oper». Er liebt den leichten Ton, bezieht
Jazz und Chanson als selbstverständli­
che «Farben» gekonnt in seine Musik
ein, deckt den Text niemals zu und
bringt sich nicht in den Verdacht, elitäre
Musik schreiben zu wollen. Da hat sich
einer erfolgreich vom Modernitäts­
zwang der musikalischen Avantgarde
abgenabelt.
der Donau, die Damen gehen im Bikini
baden. Im zweiten Akt zeigt die Bühne
eine verwitterte Wiener Strasse mit
dem Spielzeuggeschäft, der Metzgerei
und dem Trafikladen in einer Reihe.
Darin das Personal, das sich wie in
Schnitzlers «Reigen» in immer wieder
neuen und doch ewig ähnlich bleiben­
den Konstellationen findet.
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Eine verschworene Einheit
Langnau Jazz Nights: Kenny Werners Trio entfaltet bisher die beste Wirkung
Von TomGsteiger, Langnau
Im Jazz gibt es Gruppen, an denen der
Zahn der Zeit nagt, und solche, die im
Laufe der Jahre immer besser werden.
Das vom Bassisten Dave Holland ange­
führte Quartett Prism zählt zur ersten,
das Trio des Pianisten Kenny Werner
zur zweiten Sorte. Beide Formationen
waren am ersten Abend der Langnau
Jazz Nights zu hören. Werner weilt als
WorkshopDozent die ganze Woche
über im Emmental.
Holland und seine Mitstreiter Craig
Taborn (Klavier, Fender Rhodes), Kevin
Eubanks (EGitarre) und Eric Harland
(Schlagzeug) traten bereits vor zwei
Jahren in Langnau auf, wo sich jeden
Juli unter der Ägide von Bacchhus Wal­
ter Schmocker ein veritables «glokales»
Jazzwunder ereignet. In der Zwischen­
zeit ist die zwischen Fusion und Avant­
garde oszillierende Identität der Band
Prism nicht stärker, sondern schwächer
geworden. Die häufig auf repetitiven Fi­
guren basierenden Stücke wurden die­
ses Mal noch extremer gedehnt (und
letztlich überdehnt). Die Balance zwi­
schen den Musikern geriet aus dem Lot.
Obwohl er der visionärste Prism­
Kopf ist, kam Taborn viel zu selten zum
Zug, über weite Strecken sass er taten­
los herum. Immerhin sorgte er mit
einem absolut wahnwitzigen Solo, das
sich anhörte, als würde ein PianoRobo­
ter ausflippen, für einen der wenigen
wirklich denkwürdigen Momente des
unfokussierten Konzertes.
Während der aus der TechnoStadt
Detroit stammende Taborn zu den Senk­
rechtstartern der letzten Jahre gezählt
werden darf (auf dem renommierten
Label ECM hat er ein Solound ein Trio­
Album veröffentlicht), ist Kenny Werner
seit über drei Jahrzehnten als «musi­
cians’ musician» unterwegs: Seine genia­
lische, gleichermassen tiefschürfende
und verspielteMusikalität ist zwar längst
kein Geheimnis mehr, der grosse Durch­
bruch blieb ihm trotzdem verwehrt.
Telepathisch und tollkühn
Dabei braucht Werner als Piano­
TrioKoryphäe den Vergleich mit viel
bekannteren Kollegen wie Keith Jarrett
oder Brad Mehldau nicht zu scheuen.
Mit dem fokussiert sparsamen Bassisten
Johannes Weidenmüller und dem hin­
terlistig explosiven Schlagzeuger Ari
Hoenig bildet Werner seit anderthalb
Jahrzehnten eine verschworene Ein­
heit: Ihr von A bis Z fesselnder Auftritt
war ein Paradebeispiel für hellwaches,
kommunikatives, geradezu telepathi­
sches Musizieren mit Herz und Ver­
stand auf allerhöchstem Niveau.
Das Repertoire bestand aus Stücken
Werners, darunter die tollkühne Monk­
Hommage «Amonkst», sowie über­
raschenden Klassikerbearbeitungen: Aus
Coltranes harmonischer Achterbahnfahrt
«262» wurde die harmonischrhythmi­
sche Achterbahnfahrt «2625» und in die
äusserst sinnliche Version der Ballade
«Peace» des kürzlich verstorbenen Pianis­
ten Horace Silver wurde ein ungewöhnli­
ches Schlagzeugsolo integriert.
Nach dem «Alchemiejazz» von
Werners Trio gabs am zweiten Abend
spektakulären «Zirkusjazz» mit dem
Quartett des zappeligen FitnessSaxofo­
nisten Joshua Redman, der seinem Ruf
als «everybody’s darling» gerecht wurde:
Die Hütte war voll und tobte. Das welsch­
französische Quartett Red Planet punk
tete im Vorprogramm mit einer kompak­
ten Teamleistung, viel Leidenschaft und
souveränen Anleihen bei afroamerikani­
schen Hochdruckspezialisten wie Coltra­
ne, Jackie McLean oder Kenny Garrett.
Bevor morgen Samstag die Schluss­
party mit der Brecker Brothers Band Re­
union (mit dem berühmtberüchtigten
ZappaSchlagzeuger Terry Bozzio) und
einer achtköpfigen Combo des Maceo­
Schlagzeugers Jamal Thomas steigt, gilt
es heute nochmals die Ohren zu spit­
zen: Nach demTrio der jungen Pianistin
Marie Krüttli präsentiert der New Yor­
ker Trompeter Ralph Alessi seine hoch­
gelobte ECMCD «Badia». Als Gast stösst
mit dem Altsaxofonisten Greg Osby ein
progressiver Mastermind zu diesem
exquisiten Quartett. Dabei werden im
Publikum viele WorkshopTeilnehmer
(von sehr jung bis sehr alt) anzutreffen
sein, die von diesen Musikern in die Ge­
heimnisse des Jazz eingeführt worden
sind. Typisch Langnau.
Hellwach am Piano.
Kenny Werner
hat Spass in Langnau.
Foto Christoph Graf
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