Medienspiegel Langnau Jazz Nights 2014 - page 7

Medienspiegel
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Auflage: 151 000
Freitag
25. Juli 2014
E
s gibt zwei Höfe, die den
Namen Habegg oder
Habchegg haben, nämlich
einen in der Gemeinde Arni und
einen in der Gemeinde Langnau,
genauer im Ortsteil Bärau. Der
Name bedeutet «Habicht – Egg».
Habicht heisst auf Berndeutsch
«Habch». Ein Wernli ze Habch-
egg war bereits 1430 als Zeuge
bei einemMordfall in Schangnau
aufgeführt. Peter Habegger war
1513, also noch zur Klosterzeit,
Gerichtsstatthalter in Trub. Ob
es sich dabei bereits um einen
Truber oder um einen Langnau-
er Habegger gehandelt hat, ist
Familien
name
Habegger
jedoch nicht einfach zu beant-
worten, da das sogenannte Bär-
eggviertel auch zum Gebiet des
Klosters Trub gehört hatte.
Der Familiennamen ist unter
den alteingesessenen Ge-
schlechtern der Gemeinden Eg-
giwil, Langnau im Emmental,
Lützelflüh und Trub zu finden.
Der bekannteste Habegger von
Trub
dürfte Oswald Habegger
gewesen sein, der im Spanischen
Erbfolgekrieg am Bodensee die
Grenze bewacht und mit einer
Lindauerin angebandelt hatte.
Er dachte wohl, die sei er los, als
er zurück ins Emmental konnte.
Ein Wernli ze
Habchegg war be-
Joshua Redman. Der Mittvierzi-
ger, studierter Soziologemit Har-
vard-Diplom, in der Musik aber
Autodidakt, ist ein Gentleman
vomGlatzkopf bis zur Sohle. Was
andere scheitern lässt, macht er
mit links, nämlich die glaub-
würdige Vereinigung von hoch-
komplexen musikalischen Klein-
odien und tränenrührigen Ohr-
würmern zu einem einheitlichen
Programm. Dabei half ihm die
strikte Befolgung einer alten Re-
gel: In der Kürze liegt die Würze.
Alle Nummern waren kompakt
undkohärent. Zudemwirktendie
süssen weder überzuckert noch
anbiedernd. In Langnauwaren es
der Uralt-Titel «Stardust» von
Hoagy Carmichael aus dem Jahr
1927 sowie der neue «Let Me
Down Easy» von seinem letztjäh-
rigenAlbum«Walking Shadows».
Die Begleiter Aaron Goldberg
(Piano), Reuben Rodgers (Bass)
und Gregory Hutchinson
(Drums) gingen beim Auftritt
kongenial mit, ohne jedoch eine
so tragendeRolle zuübernehmen
wie ihre Kollegen bei Red Planet.
Sein Geheimnis ist
der Groove
Liebling des Abends war, alles an-
dere hätte überrascht, Joshua
Redman. Wie schon bei all seinen
bisherigen Gruppen liegt das Ge-
heimnis des Erfolgs im umwer-
fenden Groove, der von seinem
Instrument ausgeht,
einem
Groove, der nicht zu lernen ist,
sondern aus der Verbundenheit
mit der Tradition herauswächst.
Zu Beginn seiner Karriere spielte
Redman in Robert Altmans
Thriller «Kansas City» den Saxo-
fonisten Lester Young. Der Film
spielte in den 1930er-Jahren, der
Blütezeit von Swing und Blues.
Sie klingen in Redmans Musik
auch 80 Jahre später nach, ganz
ohne museal zu wirken.
Leider endete das Konzert, im
Gegensatz zu alten Jazztraditio-
nen, nach bloss einer Zugabe
recht früh und abrupt. Schmo-
cker beschwichtigte mit dem
Hinweis auf den Fahrplan des öf-
fentlichen Verkehrs. Langnau ist
eben doch nicht Kansas City.
Ulrich Roth
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