Medienspiegel Langnau Jazz Nights 2014 - page 16

Medienspiegel
16
Auflage: 50 000
Sounds
Langnau Jazz Nights
Meister der Mühelosigkeit
Mit Kenny Werner
kommt nächste Woche ein
fantastisch fantasievoller
Pianist nach Langnau: Er
wird einen Meisterkurs leiten
und mit seinem tollkühnen
Trio die Jazz Nights eröffnen.
Tom Gsteiger
Pianotrios, die Jazzstandards spielen,
gibt es mehr als genug. Es gilt also, die
Spreu vomWeizen zu trennen. Eines der
atemberaubendsten Standards-Alben al-
ler Zeiten wurde am 29. August 1995 im
«Jazz & Supper Club» Visiones in New
York aufgenommen: Der Pianist Kenny
Werner, der Bassist Ratzo Harris und der
Schlagzeuger Tom Rainey spielten sich
an diesem Tag um Kopf und Kragen,
ohne den Verstand zu verlieren. Was
sich damals ereignete, kann man rück-
blickend nicht anders als Apotheose ei-
nes optimal justierten Triumvirats be-
zeichnen (die drei Musiker lernten sich
1980 kennen).
Und nun spulen wir ganz schnell von
der gloriosen Vergangenheit in die
nicht minder gloriose Gegenwart vor.
Kenny Werner ist nämlich immer noch
ein liebenswürdiger Chef eines über
alle Zweifel erhabenen Trios, das auch
schon fast anderthalb Jahrzehnte auf
dem Buckel hat und zu dem Johannes
Weidenmueller (Bass) und Ari Hoenig
(Schlagzeug) gehören.
In einem Text für die CD «Form and
Fantasy», mitgeschnitten am 23., 24. und
25. November 2000 imClub Sunset in Pa-
ris, erläutert Werner die Funktionsweise
dieser bravourösen Band: «Ich bin ver-
rückt, Ari ist auch verrückt, und Johannes
kümmert sich um uns.» Und weiter führt
Werner aus: «Ich fantasiere immer, wenn
ich spiele. Manchmal ist das Klavier ein
Streichorchester. Manchmal ist ein
Groove eine gut geölte Maschine. Manch-
mal ist eine Melodie flutschiger Sex.
Manchmal ist ein Moll-Akkord Soulfood.
Ich interessiere mich nicht gross für
Kunst, aber ich liebe die Fantasie. Es turnt
mich an, mit den Köpfen und Herzen der
Zuhörer zu spielen.» Die Stückauswahl
auf dieser CD ist typisch für die undogma-
tische HaltungWerners: Da sind nicht nur
Jazzklassiker vertreten (z. B. «Time Re-
membered» von Bill Evans und «Lonnie’s
Lament» von John Coltrane), sondern
auch eine «Sicilienne» von Bach und Clap-
tons «Tears from Heaven».
KeinAnfang, kein Ende
Werner verfügt über ungemein viel
Spielwitz und kann nichts mit Definitio-
nen anfangen – zu seinen Lieblingspia-
nisten zählt er den Querfeldein-Maestro
Jaki Byard, der im Handumdrehen zwi-
schen Swing und Chaos, Stride und Be-
bop switchen konnte. Wenn sich Werner
ans Klavier setzt und im Wackelpud-
ding-Modus in Fahrt kommt, hat man
das Gefühl, die Ideen flögen ihm im Se-
kundentakt zu und die Musik fliesse mü-
helos aus ihm heraus. Tatsächlich hat er
mit «Effortless Mastery» eines der er-
folgreichsten Selbsthilfebücher für Mu-
siker geschrieben, in dem es um die
Überwindung von Verknorzungen und
Hemmungen geht. Und so macht es sehr
viel Sinn, dass Werner an den Langnau
Jazz Nights nicht nur als Performer, son-
dern auch als Pädagoge tätig sein wird:
Er wird kein Jekami veranstalten, son-
dern einen Meisterkurs für ein halbes
Dutzend Hochbegabte leiten.
Der 1951 geborene Werner ist das sel-
tene Beispiel einer Kombination aus
Bruder Leichtfuss und ernsthaftem «Tie-
fenschürfer». Nachdem seine Tochter
2006 bei einem Unfall ums Leben kam,
stürzte er in tiefe Depressionen. Vier
Jahre später entstand mit «No Begin-
ning, No End» eine quasi-sinfonische
Hommage an die Tochter – als Solist
wirkt auf diesem Album mit dem Tenor-
saxofonisten Joe Lovano einer der wich-
tigsten und langjährigsten Weggefähr-
ten Werners mit (Werner ist der Pianist
auf Lovanos Debüt «Tones, Shapes & Co-
lors» aus dem Jahre 1985). Mit Werner
kommt ein wahrer Meister ohne Allüren
ins schöne Emmental, von dem Gotthelf
sagte: «Eng begrenzt ist sein Horizont.»
Ein bisschen Horizonterweiterung kann
also in dieser Gegend nicht schaden.
Kupferschmiede, Langnau i. E.
Dienstag, 22. Juli, bis Sa, 26. Juli.
Das Klavier kann für KennyWerner auch ein Streichorchester sein.
Foto: zvg
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Sounds
Panda Bear
Von 10. bis 23. Juli 2014
Sounds
Langnau Jazz Nights
eister der Mühelosigkeit
Mit Kenny Werner
kommt näc ste Woche ein
fantastisch fantasievoller
Pianist nach Langnau: Er
wird einen Me sterkurs leiten
und mit seinem tollkühnen
rio die Jazz Nights eröffnen.
Tom Gsteiger
Pianotrios, die Jazzstandards spielen,
gibt es mehr als genug. Es gilt also, die
Spreu vomWeizen zu trennen. Eines der
atemberaubendsten Standards-Alben al-
ler Zeiten wurde am 29. August 1995 im
«Jazz & Supper Club» Visiones in New
York aufgenommen: Der Pianist Kenny
Werner, der Bassist Ratzo Harris und der
Schlagzeuger Tom Rainey spielten sich
an diesem Tag um Kopf und Kragen,
ohne den Verstand zu verlieren. Was
sich damals ereignete, kann man rück-
blickend nicht anders als Apotheose ei-
nes optimal justierten Triumvirats be-
zeichnen (die drei Musiker lernten sich
1980 kennen).
Und nun spulen wir ganz schnell von
der gloriosen Vergangenheit in die
nicht minder gloriose Gegenwart vor.
Kenny Werner ist nämlich immer noch
ein liebenswürdiger Chef eines über
alle Zweifel erhabenen Trios, das auch
schon fast anderthalb Jahrzehnte auf
dem Buck hat und zu dem Johannes
Weidenmueller (Bass) und Ari Hoenig
(Schlagzeug) gehören.
In einem Text für die CD «Form and
Fantasy», mitgeschnitten am 23., 24. und
25. November 2000 imClub Sunset in Pa-
ris, erläutert Werner die Funktionsweise
dieser bravourösen Band: «Ich bin ver-
rückt, Ari ist auch verrückt, und Johannes
kümmert sich um uns.» Und weiter führt
Werner aus: «Ich fantasiere immer, wenn
ich spiele. Manchmal ist das Klavier ein
Streichorchester. Manchmal ist ein
Groove eine gut geölte Maschine. Manch-
mal ist eine Melodie flutschiger Sex.
Manchmal ist ein Moll-Akkord Soulfood.
Ich interessiere mich nicht gross für
Kunst, aber ich liebe die Fantasie. Es turnt
mich an, mit den Köpfen und Herzen der
Zuhörer zu spielen.» Die Stückauswahl
auf dieser CD ist typisch für die undogma-
tische HaltungWerners: Da sind nicht nur
Jazzklassiker vertreten (z. B. «Time Re-
membered» von Bill Evans und «Lonnie’s
Lament» von John Coltrane), sondern
auch eine «Sicilienne» von Bach und Clap-
tons «Tears from Heaven».
KeinAnfang, kein Ende
Werner verfügt über ungemein viel
Spielwitz und kann nichts mit Definitio-
nen anfangen – zu seinen Lieblingspia-
nisten zählt er den Querfeldein-Maestro
Jaki Byard, der im Handumdrehen zwi-
schen Swing und Chaos, Stride und Be-
bop switchen konnte. Wenn sich Werner
ans Klavier setzt und im Wackelpud-
ding-Modus in Fahrt kommt, hat man
das Gefühl, die Ideen flögen ihm im Se-
kundentakt zu und die Musik fliesse mü-
helos aus ihm heraus. Tatsächlich hat er
mit «Effortless Mastery» eines der er-
folgreichsten Selbsthilfebücher für Mu-
siker geschrieben, in dem es um die
Überwindung von Verknorzungen und
Hemmungen geht. Und so macht es sehr
viel Sinn, dass Werner an den Langnau
Jazz Nights nicht nur als Performer, son-
dern auch als Pädagoge tätig sein wird:
Er wird kein Jekami veranstalten, son-
dern einen Meisterkurs für ein halbes
Dutzend Hochbegabte leiten.
Der 1951 geborene Werner ist das sel-
tene Beispiel einer Kombination aus
Bruder Leichtfuss und ernsthaftem «Tie-
fenschürfer». Nachdem seine Tochter
2006 bei einem Unfall ums Leben kam,
stürzte er in tiefe Depressionen. Vier
Jahre später entstand mit «No Begin-
ning, No End» eine quasi-sinfonische
Hommage an die Tochter – als Solist
wirkt auf diesem Album mit dem Tenor-
saxofonisten Joe Lovano einer der wich-
tigsten und langjährigsten Weggefähr-
ten Werners mit (Werner ist der Pianist
auf Lovanos Debüt «Tones, Shapes & Co-
lors» aus dem Jahre 1985). Mit Werner
kommt ein wahrer Meister ohne Allüren
ins schöne Emmental, von dem Gotthelf
sagte: «Eng begrenzt ist sein Horizont.»
Ein bisschen Horizonterweiterung kann
also in dieser Gegend nicht schaden.
Kupferschmiede, Langnau i. E.
Dienstag, 22. Juli, bis Sa, 26. Juli.
Das Klavier kann für KennyWerner auch ein Streichorchester sein.
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