Medienspiegel Langnau Jazz Nights 2014 - page 18

Medienspiegel
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Auflage: 50 000
Kultur
Berner Kultur
Nelia oder die Z
Tom Gsteiger
Glücklicherweise wird das Emmental
nicht jedes Jahr von einer Sintflut heimge­
sucht. Aber dass auch im nächsten Som­
mer wieder eine riesige Jazzwelle über
Langnau schwappen wird, ist fast so
sicher wie das Amen in der Kirche: Walter
Schmocker, Weinhändler mit Bacchus
Format und Chef der Langnau Jazz Nights
(LJN), ist nach wie vor gut in Schuss. Auch
heuer haben sich unter seiner Ägide Dorf­
feststimmung («Festzeltjazz» auf dem
Viehmarktplatz), Nachwuchsförderung
(Workshops für jung und alt, begabt und
bemüht) sowie ein hochkarätiges Kon­
zertprogramm (zwei Bands pro Abend in
der Kupferschmiede) erneut zu einem
veritablen «glokalen» Jazzwunder
verquickt.
Da kann man sich im Nachhinein
durchaus fragen, ob es Sinn macht, jeden
Auftritt mit kritischanalytischer Akribie
sezieren zu wollen – oder ob man nicht
viel lieber noch ein bisschen die durch­
wegs positive Grundstimmung nachwir­
ken lassen will. Würde der Jazz häufiger
wie in Langnau inszeniert und zelebriert,
nämlich zugleich volksnah und top seriös,
hätte er ein besseres Image (so sind etwa
an den LJN die Bands, die mit einem eige­
nen Tontechniker anreisen, schlechter
abgemischt als der Rest – sonst ist es ja
immer umgekehrt).
In der Rubrik «Pleiten, Pech und Pan­
nen» gibt es jedenfalls in diesem Jahr
nichts zu vermelden. So schreiten wir nun
schnurstracks zur Übergabe von ein paar
Preisen (Preisgeld: 0; Ehre: unendlich
viel), die wir Goldene Tiger nennen wol­
len – der Tiger ist ja das inoffizielle Wap­
pentier von Langnau.
Und der Goldene Tiger geht an . . .
In der Kategorie «Stoischer Bassist» geht
der Goldene Tiger an Dave Holland: Der
abgeklärte Maestro blieb einmal mehr die
Ruhe selbst und erdete das Quartett
Prism absolut souverän. Es muss aller­
dings hinzugefügt werden, dass die
Gruppe die Stücke überdehnte und keine
überzeugende Balance zwischen den ein­
zelnen Mitgliedern fand. So sass Craig
Taborn oft untätig herum: Immerhin darf
er sich den Preis als «Ausgeflippter Robo­
terPianist» abholen.
Als «VollgasBassist» zeichnete sich
François Gallix aus; er war der Antreiber
des französischschweizerischen Quar­
tetts Red Planet, dem das Kunststück
«Glokales» Jazzwunder imE
Die 24. Ausgabe der war zugleich volksnah und top seriös: Die Konzerte von Ralph
Kenny Werner möchte man gerne noch ein zweites Mal erleben.
Goldenen Tiger in der Kategorie «Dramatische Dramaturgie»: Trompeter TomHarrell.
Foto: Christoph Graf
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