Medienspiegel Langnau Jazz Nights 2015 - page 9

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Hütte nur füllen, wenn wir mit
grossen Namen locken.» Kommt
hinzu, dassman inLangnau keine
falschen europäischen Überle-
genheitsgefühle kultiviert, son-
dern davon ausgeht, dass New
York trotz allerlei Kassandra-
rufen nach wie vor die erste
Adresse des Jazz ist. Und da liegt
man ja durchaus nicht ganz falsch
– vorausgesetzt, man verwechselt
Jazz nicht mit Jekami-World-
Music, wie dies leider immer öf-
ters der Fall ist. Mit anderenWor-
ten: Die fünfköpfige Programm-
gruppe der LJN hat innerhalb
eines ziemlich engen Rahmens
einen guten Riecher für Qualität
und Authentizität.
Begegnungen mit Archie
Shepp und Chet Baker
Schmocker sagt auch: «Es war gar
nie mein Ziel, einen derart gros-
sen Anlass zu veranstalten.» Tat-
sächlich fanden die LJN zu Be-
ginn in einem Kurszentrum auf
einem Hoger statt, wo es gar kei-
nen Platz für ein grosses Publi-
kum hatte.
Früher war Walter Schmocker,
der an der Swiss Jazz School in
Bern zu den ersten Schülern des
Meisterbassisten Isla Eckinger
gehörte, als Musiker sehr aktiv
und trat mit zahlreichen Kory-
phäen aus Übersee auf. Besonders
intensiv und prägend war für ihn
die Zusammenarbeit mit dem
Trompeter Hannibal Marvin Pe-
terson, aber auch Begegnungen
mit Art Blakey, Chet Baker und
Archie Shepp haben sich ins Ge-
dächtnis eingebrannt: «Das war
eine wahnsinnige Zeit, ich könn-
te stundenlang Geschichten er-
zählen.»
Von Jerry Bergonzi und Hal
Crook wurde Schmocker in die
USA eingeladen. Dort lernte er
den Lehrbetrieb am Berklee Col-
lege ofMusic kennen: So entstand
die Idee, in Langnau Sommer-
Workshops durchzuführen. Seit-
her ist viel Wasser die Ilfis herab-
geflossen, und die LJNhaben sich
längst zu einemJazz-Hotspotmit
überregionaler Ausstrahlung ge-
mausert.
Schmocker istmit der Entwick-
lung zufrieden: «Der Anlass konn-
te seinen familiären Charakter
bewahren. Die Musiker spüren
die spezielle Wertschätzung und
fühlen sich dementsprechend
wohl inLangnau.»Und so schrau-
ben selbst die ganz grossen Jazz-
stars ihre Ansprüche ein bisschen
zurück. Nur der im letzten Jahr
verstorbene Neurotiker Charlie
Haden liess sich 2005 vom
Schloss Hünigen in Konolfingen
nach Bern ins Bellevue Palace
chauffieren, weil es unbedingt
fünf Sterne sein mussten.
Trotzdem zählt Walter
Schmocker den Auftritt des von
Haden und Carla Bley geleiteten
Liberation Music Orchestra zu
den unvergesslichen Augenbli-
cken – des Weiteren nennt er
Chris Potters Quartett Under-
ground und die Band Prism mit
demPrimus inter pares DaveHol-
land. Heuer gehen Potter und
Holland übrigens mit einem All-
star-Quartett gemeinsam an den
Start.
TomGsteiger
tor Sascha Renner. Besonders ist
hier auch dies zu erwähnen: Den
Helmhaus,
Zürich, bis 6. Sept.
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