Medienspiegel Langnau Jazz Nights 2024

LANGNAU JAZZ NIGHTS 23.–27.7.2024 JAZZ-NIGHTS.CH MEDIENSPIEGEL

Drei Plakate für die Jazz Nights Bild: Erhard Hofer (hol) Langnau: Der Countdown für die Langnau Jazz Nights 2024 läuft. Am Kick-off haben die Organisatoren vergangenen Sonntag das neue Plakat vorgestellt. Wie jedes Jahr wurde dieses im Rahmen eines Wettbewerbs von Studierenden der Zürcher Hochschule der Künste gestaltet. Aus Plakatentwürfen von 20 Studierenden hat die Jury die Arbeit von Loïs Grimm (Bild) aus Genf prämiert. Erstmals werden drei Plakate in verschiedenen Farbvarianten für die Jazz Nights werben. Das Festival findet vom 23. bis 27. Juli statt. Der Vorverkauf startet voraussichtlich im Mai. 25.01.2024 :: Erhard Hofer (hol)

16 SONDERBEILAGE SOMMER eine fotorealistischen Gemälde machten Franz Gertsch in den 70er-Jahren über Nacht berühmt. Doch den Berner Künstler auf diese Gattung zu reduzieren, wäre verfehlt. «In der internationalen Kunstszene ist er vor allem für seine grossformatigen Holzschnitte berühmt», sagt Anna Wesle, Kuratorin des Museum Franz Gertsch. 1986 gab Franz Gertsch sogar für einige Jahre die Malerei auf, um sich ganz dem Holzschnitt zuwenden zu können. Sein Merkmal? «Er verwendete filigrane Hohleisen, mit denen er punktförmig in ungewöhnlich grossen Formaten Holzschnitte von Landschaften anfertigte. Diese druckte er dann mit seinem Team auf handgeschöpftes Papier aus Japan», so Wesle. Wille nach Perfektion Gemälde und Holzschnitt sind die beiden Genres, die Franz Gertsch meisterhaft beherrschte. Wer einmal eines seiner Werke im Original gesehen hat, trägt diesen Eindruck lange in sich. Der Wille nach Perfektion ist in jedem Detail zu spüren. Im Jahr 2002 eröffnete das Museum Franz Gertsch in Burgdorf. Kunstinteressierte erhalten dort einen umfassenden Einblick in das Werk des vor zwei Jahren verstorbenen Künstlers. Mit Burgdorf hatte Franz Gertsch über lange Zeit nur wenig Berührungspunkte. Geboren wurde er 1930 in Mörigen im Berner Seeland, 1976 verlegte er seinen Lebensmittelpunkt nach Rüschegg, wo er bis zu seinem Tod unermüdlich an seinen Werken arbeitete. Erweiterungsbau für Werkzyklus Warum befindet sich das Museum Franz Gertsch nun aber ausgerechnet in Burgdorf? «Das hat mit dem Mäzen Willy Michel zu tun, der bereits früh Kunst von Gertsch sammelte und ihn in den 1990erJahren immer wieder in seinem Atelier besuchte», weiss Kuratorin Wesle. Anfangs der 2000er-Jahre beschliesst Willy Michel in seiner Heimatstadt Burgdorf ein Museum für die Werke von Franz Gertsch zu bauen. Der Künstler Franz Gertsch war Perfektionist durch und durch. An einigen seiner Werke arbeitete er über ein Jahr lang. Sein aus vier Gemälden bestehender Jahreszeiten- Zyklus etwa, bei dem er einen Waldausschnitt seiner Wahlheimat Rüschegg im Wechsel der Jahreszeiten auf grossformatiger Baumwoll-Leinwand festgehalten hat, entstand zwischen 2007 und 2011. Im Museum Franz Gertsch eröffnete 2019 ein Erweiterungsbau, um diesen Zyklus dem Publikum als Dauerausstellung zeigen zu können. Wellen auf Ibiza Drei Ausstellungen finden im Museum Franz Gertsch jeweils parallel statt. Diese wechseln alle sechs Monate. Dem Œuvre von Gertsch werden dabei jeweils Werke lebender Künstlerinnen und Künstler gegenübergestellt – noch bis im September beispielsweise solche der Düsseldorfer Malerin Karin Kneffel. «Die Gemälde und Holzschnitte von Franz Gertsch lassen sich mit neuen Augen sehen, wenn diese mit anderen Werken in Berührung kommen», so Anna Wesle. Bis zum Tod des Künstlers im Jahr 2022 konnte das Museum Franz Gertsch stets neue Werke ausstellen. Wechselausstellungen sollen nun weiterhin helfen, dessen zeitlose Kunst lebendig zu halten. Rüschegger Pigment Die derzeitige Ausstellung mit dem Titel «Rüschegger Erde» zeigt die letzten Werke von Franz Gertsch. Am Ende seines Lebens ging der Künstler nochmals frühere Motive durch und fertigte davon Variationen an. Bei seinem vorletzten Gemälde «Cima del Mar» greift er auf einen Holzschnitt aus den 90er-Jahren zurück, bei dem er eine eigene Fotografe verarbeitete. In einer Bucht in Ibiza nähern sich Wellen den Betrachtenden. Als wichtiges Motiv der letzten Werke diente Franz Gertsch seine Wahlheimat. In seinem allerletzten Gemälde fliesst das Schwarzwasser bei Rüschegg über die Leinwand. Der berühmte Pigmenthersteller Kremer liess zuvor extra ein Pigment mit dem Namen «Rüschegger Erde» herstellen und schickte es dem Künstler zu. «Franz Gertsch liegt jetzt in derjenigen Erde begraben, mit der er sein letztes Gemälde malte», so die Kuratorin Wesle. ■ Ausstellung «Rüschegger Erde» bis 1. Sept. museum-franzgertsch.ch Das Museum Franz Gertsch in Burgdorf zeigt das vielfältige Scha!en des Berner Künstlers, das weit mehr als hyperrealistische Bilder zu bieten hat. Die aktuelle Ausstellung «Rüschegger Erde» zeigt seine letzten Werke. ANDREAS ZURBRIGGEN Kunst – der Perfektion nahe wei Monate vor der Eröffnung der Langnau Jazz Nights und einen Tag vor dem Start des Ticketvorverkaufs geht es an den Feinschliff und Angela Schenker hat alle Hände voll zu tun. Sie ist die Geschäftsleiterin und die einzige im Team mit einer Fixanstellung. «Wenn das Festival dann startet und man sieht, für was man ein Jahr lang gearbeitet hat; das ist jeweils der schönste Moment», sagt sie im Gespräch im Mai. Mit den Jazz Nights ist Angela Schenker verbunden, seit sie denken kann. Ihr Vater Walter «Wale» Schmocker, selbst Kontrabassist, hat das Festival 1991 gegründet und bis 2015 geleitet. 2016 übernahm die Tochter das Steuer. Mitgeholfen hat sie aber bereits mit 15 Jahren. Während den Sommerferien unterstützte sie ihren jazzverrückten Vater jeweils im kleinen Festivalbüro bei administrativen Arbeiten. Im Booking ist Walter Schmocker immer noch tätig, im Kollektiv mit Schenker und zwei weiteren Personen. Ansonsten lasse er ihr alle Freiheit, betont die Festivalleiterin: «Er ist nicht der Typ, der nicht loslassen kann.» Zudem würden sie sich ideal ergänzen: «Mein Vater hat grosse Ideen, probiert gerne Dinge aus und schafft es, Leute zum Mitanpacken zu animieren. Ich bin eher strukturiert und organisiert», so Schenker. Den Horizont erweitern Beides ist gefragt bei einem Kulturanlass, der diverse Formate vom Konzert bis zum Workshops anbietet und zu einem grossen Teil auf Freiwilligenarbeit basiert. Von den um die hundert Helferinnen und Helfern stammen viele aus Langnau selbst. Es ist eine weitere Errungenschaft des hartnäckigen Festivalteams: Die Langnauer*innen haben den Anlass zu ihrem eigenen gemacht. Um diese Anerkennung hätten sie jedoch erst kämpfen müssen, gerade mit dem sperrigen Genre Jazz, sagt Angela Schenker. Heute werden die Langnau Jazz Nights von der Gemeinde finanziell unterstützt und das ganze Dorf versammelt sich jeweils für die Open-Air-Konzerte auf dem Viehmarktplatz. Das Off-Festival ist kostenlos und soll Berührungsängste abbauen, für manche ist es die erste Begegnung mit der Musikrichtung. «Wir sind natürlich gewachsen und die Bevölkerung ist mitgewachsen», sagt die Organisatorin und fügt an: «Es ist eine unglaubliche Chance für Langnau. Das Dorf kommt zusammen und der Horizont erweitert sich.» Zudem profitiere auch der Tourismus, die Hotels seien jeweils schon ein Jahr zuvor ausgebucht. «Und manche reisen aus Deutschland an und bleiben gleich eine ganze Woche auf dem Campingplatz.» Die Nähe zum Publikum Aber nicht nur die lokale Bevölkerung schätzt das Festival. Längst hat sich der familiäre Charme auch in der internationalen Jazzszene herumgesprochen. «Langnau wird jeweils während fünf Tagen zum kleinen Treffpunkt der New Yorker Jazzszene», sagt Angela Schenker. Für die Hauptkonzerte in der Kupferschmiede reisen regelmässig Weltstars an. In diesem Jahr etwa der Saxofonist Donny McCaslin, der mit David Bowie zusammengearbeitet hat, oder die Legenden John Scofield und Dave Holland, die in Langnau im Duo auftreten. Aber auch neuere Formationen wie die JazzAvantgardisten The Bad Plus oder die chilenische Saxofonistin Melissa Aldana haben Platz im Programm. Einige Musikerinnen und Musiker spielen zum wiederholten Mal im Emmentaler Dorf. «Die Jazz Nights sind ein willkommener Stopp auf ihren Sommertourneen», sagt Angela Schenker. «Sie schätzen es, zur Abwechslung in einem kleineren Konzertlokal zu spielen und geniessen die Nähe zum Publikum.» Auch gegessen wird oft am gleichen Ort wie die Zuschauerinnen und Zuschauer. Dann weht jeweils ein Hauch New York durchs Emmental. Die Jazz Nights holen jedoch nicht nur bekannte Namen nach Langnau, das Festival fördert auch den Nachwuchs. Etwas, das Walter Schmocker, der selbst an der Musikschule in Langnau unterrichtet hat, von Anfang an am Herzen lag. So finden diverse Workshops für junge Musiker*innen statt. Sie werden unter anderem von internationalen Künstler * innen geleitet, in diesem Jahr etwa vom Schlagzeuger Kendrick Scott. Mit den Takeoff Concerts gibt es zudem auch Live-Auftritte von Nachwuchstalenten. Es ist kein Zufall, dass mit der Sängerin Mirjam Hässig und der Pianistin Maja Nydegger (Blaer) nun zwei Musikerinnen im Hauptprogramm auftreten, die erste LiveErfahrungen im Nachwuchsprogramm der Langnau Jazz Nights gemacht haben. ■ Langnau Jazz Nights: 23. bis 27. Juli jazz-nights.ch Im Sommer macht die internationale Jazzszene Halt in Langnau: Angela Schenker leitet die Langnau Jazz Nights und holt Weltstars ans familiäre Festival. SARAH SARTORIUS New York liegt im Emmental Der amerikanische Schlagzeuger Kendrick Scott gibt einen Workshop und ist in zwei unterschiedlichen Formationen live zu hören. Bild: Todd Cooper Z Der vor zwei Jahren verstorbene Künstler Franz Gertsch gehörte zu den grossen Meistern seiner Zunft. In seinen letzten Werken gri! Gertsch auf Motive von früheren Arbeiten zurück. Beim Gemälde «Cima del Mar» von 2022 etwa auf einen Holzschnitt aus den 90er-Jahren. Bilder: Jesper Dijohn; Franz Gertsch AG Dominique Uldry S Der Bund, Sommer 2024

J A Z Z 18 Sein feinsinniges Gespür als Bandleader und sein unverwechselbarer Ton als Trompeter haben ihm sieben Grammys eingebracht. Seine Filmkompositionen wurden zweimal mit einer Oscar-Nomination ausgezeichnet und seine Oper ”Fire Shut Up In My Bones” war die erste eines Afroamerikaners, die an der New Yorker ”Met” Premiere feierte. Nun kommt Terence Blanchard mit seinem E-Collective und einem Streichquartett an die Langnau Jazz Nights. Ein Gespräch mit dem 62-jährigen Mann aus New Orleans. Von Rudolf Amstutz COVERSTORY TERENCE BLANCHARD FOTO: PD/ZVG/CEDRIC ANGELES NIE STEHENBLEIBEN JAZZ’N’MORE: Terence Blanchard, Ihr erstes Album von 2015 mit der Band E-Collective, mit der Sie in Langnau auftreten, nannten sie ”Breathless”, in Anlehnung an den Satz ”I can’t breathe” von Eric Garner, der durch Polizeigewalt ums Leben kam. Terence Blanchard: Ursprünglich war das ECollective dazu gedacht, gemeinsam mit jungen Talenten auf hohem Niveau Musik zu machen. Aber dann hat sich das Ganze durch die Polizei- und Waffengewalt in den USA in etwas anderes verwandelt. Wir wollten als Band auch eine Diskussion zu diesem Thema in Gang bringen. Das haben wir geschafft. JNM: Sie haben schon früh in Ihrer Karriere soziale und politische Missstände aufgegriffen. Wann wurde Ihnen Ihre Rolle als Aktivist bewusst? TB: Das ist aufgrund meiner Erziehung ein Teil von mir. Ich bin in der Kirche aufgewachsen. Beim christlichen Konzept geht es darum, uns gegenseitig zu lieben und zu versuchen, jene zu unterstützen, die Hilfe benötigen. Diese Haltung ist ein Teil von mir und ich betrachte meine Position als Künstler auch als Plattform, um die Leute zu sensibilisieren. JNM: Ihre Karriere ist auch geprägt von Grössen, die als Mentoren einen starken Einfluss auf Sie hatten. Einer ist Herbie Hancock. TB: Ich war vor langer Zeit in seiner Band und war es nun die letzten beiden Jahre wieder. Ich lerne immer noch von ihm. Er ist jetzt 84, aber er tritt uns immer noch jeden Abend in den Hintern. (lacht) Herbie Hancock ist schon so lange dabei, aber er bewegt sich stetig vorwärts, ohne zurückzublicken. Weitersuchen und bis an die Grenzen gehen, das macht ihn aus. JNM: Ein anderer, bei dem Sie gespielt haben, ist Art Blakey. TB: Er war eine ungemein motivierende Kraft in meinem Leben. Er hat uns immer gesagt: ”Wenn du etwas zu bieten hast, wird die Welt den Weg zu deiner Tür finden.” Und er hat uns JNM_04_24_18-19_Terence Blanchard.indd 18 24.06.24 20:29 Jazz'n'more, Juli/August 2024

J A Z Z 19 COVERSTORY eingetrichtert, demütig zu sein und niemals respektlos gegenüber dem Publikum aufzutreten, nur weil wir denken, es würde unsere Musik nicht verstehen, weil die Leute selbst kein Instrument spielen. Wir Musiker neigen dazu, nur auf jene Dinge zu achten, die uns interessieren. Unsere Technik, unser Einfallsreichtum beim Komponieren. Doch die Mehrheit der Leute reagiert auf Musik mit Empfindungen. Man muss kein Jazz-Freak sein, um die Kraft von John Coltranes ”Alabama” zu verstehen. Darin verbirgt sich eine Schönheit, die weit über das hinausgeht, was man unter Jazz versteht. Genau solche Musik will ich machen. Und wenn die Leute nicht auf meine Musik reagieren, gebe ich nicht ihnen die Schuld, sondern mir selbst. JNM: Eine weitere wichtige Bezugsperson auf künstlerischer Ebene ist Regisseur Spike Lee, für dessen Filme Sie seit Jahren die Musik komponieren. TB: Ich pflege eine grossartige Arbeitsbeziehung mit Spike. Er hat als Regisseur eine völlig eigenständige Vision, dank der ich als Musiker in vielerlei Hinsicht reifen konnte und zu dem wurde, der ich heute bin. Spike gab mir eine Plattform, um mit anderen Arten von Orchestrierungen und Klängen zu experimentieren. Diese Erkenntnisse fliessen dann wieder zurück zu meiner Band. Die Tatsache, dass ich in verschiedenen Welten arbeiten darf, hat mir die Augen für viele Möglichkeiten geöffnet. JNM: Aus den Wechselwirkungen zwischen den Genres resultierten auch zwei Opern. Sie hatten allerdings schon in Ihrer Kindheit einen Bezug zu dieser Art von Musik. TB: Mein Vater liebte Oper und wenn er seine Platten auflegte, flüchteten die Leute, um einen Ort zu finden, an dem sie etwas Frieden und Stille vorfinden würden. Mir hat er immer gesagt: ”Hör dir das an, Junge. Das ist grossartige Musik.” Wenn heute Menschen über den melodischen Stil meiner Filmkompositionen sprechen, frage ich mich, ob das daherkommt, dass ich mir als Kind andauernd ”Carmen”, ”Rigoletto” oder ”La Bohème” anhören musste. Ich stelle mir gerade meinen Vater vor, der zu mir mit Genugtuung sagen würde: ”Aha, Du schreibst jetzt also selbst auch Opern?” (lacht) JNM: 2013 hatte Ihre erste Oper ”Champion” Premiere, 2019 folgte ”Fire Shut Up In My Bones”, die 2021 an der New Yorker Metropolitan Opera aufgeführt wurde, als erste Oper eines schwarzen Komponisten in der fast 140-jährigen Geschichte des renommierten Hauses. TB: Das war auch für mich ein Schock. Ich hatte keine Ahnung. Als die Journalisten mich zum ersten Mal danach fragten, dachte ich, sie hätten sich geirrt, weil New York ja schliess- lich das kulturelle Zentrum der ganzen Welt und für zahlreiche musikalische Revolutionen verantwortlich ist. Ich hatte zu jener Zeit in St. Louis einer Aufführung von ”Highway 1, USA”, einer Oper von William Grant Still, beigewohnt, die 1962 komponiert wurde. Ich musste anschliessend feststellen, dass William Grant Still dreimal von der ”Met” abgelehnt wurde mit der Begründung, dass er es nicht verstehe, was es braucht, um eine echte Oper zu schreiben. Ich dachte: ”Machen die Witze?”. Seine Musik klingt, als wäre sie aktuell, aber mit dem Verständnis ist das so eine Sache. Wir sollten vorsichtig sein: Nur weil man etwas nicht versteht, bedeutet das nicht, dass es keinen Wert hat. JNM: Sie bezeichnen den Stil Ihrer beiden Werke als ”Jazz in Opera”. TB: Ja, weil die meisten der Sängerinnen und Sänger neben ihrer klassischen Ausbildung einen zusätzlichen anderen Hintergrund haben, im Gospel, im Rhytm’n’Blues oder im Jazz. Ich habe ihnen erlaubt, diesen persönlichen Hintergrund in die Opernwelt einzubringen. Zudem erhielten sie die Chance, an gewissen Stellen zu improvisieren und anders zu phrasieren, was für sie etwas völlig Neues war. Dies dann zu kombinieren mit einigen der besten Orchester der Welt, war eine aufschlussreiche und inspirierende Erfahrung. JNM: Die ”Met” hat aus dem Erfolg Ihrer Oper gelernt und brachte später Ihre erste Oper ”Champion” auch auf die Bühne. Letztes Jahr wurde zudem ”X” von Anthony Davis ins Programm aufgenommen. Es bewegt sich etwas. TB: Nachdem ich ausgewählt wurde, hatte ich den Verantwortlichen der ”Met” mitgeteilt, dass ich nicht einfach als Alibi herhalten will, sondern dass mein Engagement Türöffner sein sollte für eine neue Zukunft. Für Komponistinnen und für Menschen anderer Kulturen, damit sie ihre Geschichten auf der Bühne dieser Grossstadt-Oper erzählen können. Das generiert auch neues Publikum. Die Oper ist nicht nur für jene, die Puccini, Verdi und Wagner lieben. Viele Menschen haben zu dieser Art von Musik keine Verbindung und betrachten die Vergangenheit und die Gegenwart aus einer anderen Perspektive. Wenn wir hingegen aktuelle Geschichten erzählen, dann können wir diese Menschen in die Opernwelt einführen. Das würde ich mir wünschen, denn schliesslich ist die Oper die höchste Form des Musiktheaters. JNM: Und vielleicht finden umgekehrt auch die Opernfreunde den Weg in den Jazzclub. TB: Während der Proben zu ”Fire Shut Up In My Bones” waren die Beteiligten an der Produktion neugierig, wie ich spiele. Die hatten mich zuvor noch nie gesehen und immerhin verbrachten wir zwei Monate miteinander, in denen wir probten und ich ihnen zuhörte. Also organisierten wir ein Pop-up-Konzert in einem New Yorker Club und der war dann brechend voll. Ich weiss nicht, wie es um das Interesse beim Opernpublikum bestellt ist, aber auf der Seite der Aufführenden war eine grosse Neugierde spürbar, was den Jazz betrifft. JNM: Sie haben lange Jahre auch gelehrt. Was geben Sie nebst den technischen Aspekten des Jazz der jüngeren Generation mit auf den Weg? TB: Viele junge Menschen denken erst einmal an Erfolg. Aber es existieren keine Regeln, die Erfolg garantieren. Man hat Erfolg, weil man Musik schafft, die bei anderen Menschen etwas bewegt. Um dies tun zu können, muss man das Handwerk erlernen, die Musikgeschichte kennen und keine Angst haben, Risiken einzugehen. Egal, für welchen Stil man sich entscheidet. Es geht darum, eine Kunst zu schaffen, die andere erfreut, berührt oder ihnen hilft, schwere Zeiten zu überwinden. Musik kann heilen und deshalb sollte man jeden Abend rausgehen, um Musik zu machen, und dabei nie stillstehen. Da halte ich mich an ein Zitat meines Trompetenlehrers: ”Man steht nie still. Denn selbst wenn man denkt, dass man stillsteht, dreht sich die Welt weiter.” Man muss sich also immer weiterbewegen, um Schritt zu halten, und dabei stets neue Wege und andere Denkweisen erkunden, um sie dann zu Musik machen zu können. ■ Hommage an Wayne Shorter und Herbie Hancock Terence Blanchard wird gemeinsam mit seinem E-Collective und dem Atom String Quartet im Rahmen der Langnau Jazz Nights auftreten. Dabei wird er neben Stücken seines letzten Albums ”Absence” (2021, Blue Note), das Wayne Shorter gewidmet ist, auch Teile seines von Herbie Hancock produzierten Albums ”Flow” (2005, Blue Note) neu interpretieren. Er sei enorm stolz auf dieses Album, sagt Blanchard. ”Deshalb wollen wir diese Musik 20 Jah- re später wieder aufgreifen.” Schon allein durch die Besetzung mit einer elektrischen Band und Streichern wird Blanchard ein neuer Blick auf diese Platte gelingen. KONZERT Terence Blanchard feat. E-Collective with Atom String Quartet Dienstag, 23. Juli 2024, Kupferschmiede Langnau, 22.15 Uhr www.terenceblanchard.com JNM_04_24_18-19_Terence Blanchard.indd 19 24.06.24 20:29

PREVIEWS J A Z Z 87 Ethan Iverson Melissa Aldana Donny McCaslin LANGNAU JAZZ NIGHTS, 23.–27.7.2024 Gewiss, die Langnau Jazz Nights sind kein Avantgarde-Festival, aber auch kein kommerzielles Sommerevent, das nach dem Motto ”Für jeden etwas” ein kunterbuntes Programm zwischen Jazz, Pop, Chanson und Worldmusic auftischt. In Langnau treten, wie alle Jahre zuvor, die grossen Namen vor allem der nordamerikanischen Jazzszene auf. Es sind alles klingende Namen: Terence Blanchard, Donny McCaslin, John Scofield und Dave Holland, The Bad Plus und Ethan Iverson. Die meisten von ihnen sind nicht zum ersten Mal in Langnau, einige wie Scofield und Holland sind gar langjährige Langnau-Wiederholungstäter. Und viele von ihnen braucht man den Leserinnen und Lesern von JAZZ'N'MORE wohl nicht mehr gross vorzustellen. Aber immer gibt es natürlich auch Bands, die man so noch nie in Langnau gehört hat. So dieses Jahr etwa die Band ”Nau”, ein ad hoc zusammengestelltes Septett um den Schlagzeuger Kendrick Scott. Zu entdecken gibt es da vor allem die in New York lebende portugiesische Vokalistin Sara Serpa, die viel und oft mit Musikerinnen und Musikern der New Yorker Downtown-Szene, etwa der Saxophonistin Ingrid Laubrock, der Harfenistin Zeena Parkins oder der Bassistin Linda May Han Oh zusammengearbeitet hat. Eine eigenwillige Musikerin, die sich, nicht ganz unumstritten, zwischen Jazz und Neuer Musik bewegt, je nachdem, ob man ihren Gesang cool oder aber unterkühlt findet. Frauenpower Zu entdecken gibt es auch die junge Schweizer Sängerin Mirjam Hässig; die in Langnau im Duo mit dem Pianisten und Komponisten Django Bates auftritt, einem der originellsten Querköpfe der britischen Jazzszene. Ohnehin sind Musikerinnen im Programm des diesjährigen Festivals sehr prominent vertreten. So etwa auch mit der 35-jährigen chilenischen Saxophonistin Melissa Aldana, die in den letzten zehn Jahren in New York eine fulminante Karriere gemacht hat und inzwischen beim renommierten Jazzlabel Blue Note gelandet ist. Zu hören ist Melissa Aldana, deren FOTOS: PD/ZVG FOTO: FOTO-GRAF.CH FOTO: LUCA D'ALESSANDRO raue, zuweilen störrische Spielweise stark von Wayne Shorter und George Coleman geprägt ist, in Langnau mit dem deutschen Pianisten Pablo Held, einem jener jüngeren Musiker, die sich wieder stark an der robusten Tradition der Sechziger- und Siebzigerjahre orientieren. Es wäre keine allzu grosse Überraschung, wenn Melissa Aldana zumindest einen Gastauftritt beim Artemis Quintett der kanadischen Pianistin Renee Rosnes hätte, einer fulminanten Frauen-Allstar-Truppe unter anderem mit der Trompeterin Ingrid Jensen, die in Europa vor allem mit dem Vienna Art Orchestra, der Frauen-Big-Band Diva und im Orchester von Maria Schneider bekanntgeworden ist. Denn immerhin war Melissa Aldana während Jahren selber Mitglied von Artemis. Die Schweiz ist in diesem Jahr im Hauptprogramm eher knapp vertreten, neben Mirjam Hässig allein mit dem Quintett Blaer der Berner Pianistin und Komponistin Maja Nydegger, die sich mit ihrer melodischen, gefühligatmosphärischen Spielweise zwischen Jazz und Minimal Music im weiten Umkreis des Zürcher Zen-Gurus Nick Bärtsch bewegt. Neben den Konzerten in der Kupferschmiede sind es vor allem die vorabendlichen GratisKonzerte auf dem Dorfplatz, dem sogenannten Viehmarkt, die Langnau zu einem der stimmigsten Festivals in der Schweiz machen: Hier spielen vorwiegend junge Schweizer Gruppen, aber dieses Jahr etwa auch eine Big Band aus Botswana, während man an den langen Tischen mit der einheimischen Bevölkerung zuDrei Tage, fast 30 Acts und ein Weltstar – das ”Little Big Festival Lichtensteig” mausert sich langsam zum vielbeachteten Grossanlass. Das reichhaltige Programm ist vielseitig und bietet etwas für jeden Geschmack. Für Liebhaber des gediegenen Jazz stehen etwa Ro drigo Botter Maio oder Dimitri Monstein auf der Bühne, für Fans des traditionellen Swing und Ragtime sind die Bands von Frank Roberscheuten oder Stephan Holstein zu hören, Weltmusik wird von JMO – der Band um Jan Galega Brönnimann und seinen Freunden aus Afrika – geboten. Traditionell, aber in einer anderen Spielart, wird BLIGG klingen. ”Musikalisch so vielseitig wie unser Land und inhaltlich ein emotionales Auf und Ab zwischen den Bergen und Tälern, die wir in unserem Alltag betreten.” So blumig wird der rappende Barde angekündigt, der sein aktuelles Album und sicher auch die eine oder andere Überraschung im Gepäck mitbringen wird. Der Star des Festivals ist aber eindeutig FOTO: LUCA D'ALESSANDRO Jan Galega Brönnimann Tom Walker der schottische Singer-Songwriter Tom Walker. Mit seinem brachialen Hit ”Leave a Light On” katapultierte er sich vor einigen Jahren an die Spitze der internationalen Charts, sein Album ”What aTime to eBe Alive” verkaufte sich weltweit über zwei Millionen Mal. Die grosse Welt im beschaulichen Lichtensteig – auch so könnten die diesjährigen Jazztage in der Idylle des Toggenburgs zusammengefasst werden. Christof Thurnherr www.jazztagelichtensteig.ch sammensitzt und sich schon mal von den eifrigen Mitgliedern der Dorfvereine kulinarisch verwöhnen lässt. Und auch das macht Langnau legendär: Die Workshops für fortgeschrittene Amateure mit hoch renommierten Lehrern, dieses Jahr mit den sieben amerikanischen Stars des Kendrick Scott Septetts. Und zum Fesxtival gehören auch die Junior Workshops für Jugendliche, die von prominenten Schweizer Musikdozenten wie dem Pianisten Christoph Siegenthaler oder dem Schlagzeuger Pius Baschnagel geleitet werden. Und jeweils am Vorabend auf dem Viehmarkt vor den stolzen Augen der Eltern, Grosseltern, Tanten und Onkel zeigen, was sie am Vormittag im Workshop gelernt haben. Christian Rentsch JAZZTAGE LICHTENSTEIG, 9.–11.8.2024 JNM_04_24_82-92_PRE.indd 87 25.06.24 10:46 Jazz'n'more, Juli/August 2024

25 Kultur, Gesellschaft & Wissen Mittwoch, 17. Juli 2024 Tipp der Woche Ein bestechendes Angebot für Daheimgebliebene: Man begebe sich ins Marzilibad, setze sich beim Eindunkeln auf einen Liegestuhl und reise, ohne einen Liter Kerosin zu verbrauchen, in ein anderes Land. Möglich macht diesdasMarzili Movie Open-AirKino – heuer geht die filmische Reise nach Kanada. Durch sein länderfokussiertes und weitgehend Blockbuster-freies Programm unterscheidet sich das Freibadlichtspiel von anderen Open-Air-Kinos. Trotzdem sind in der diesjährigen Affiche Stars wie Ryan Gosling, Brendan Gleeson oder Sally Hawkins zu finden. Gosling etwa ist zu sehen in «Lars and the Real Girl» (24.7.) aus dem Jahr 2007, wo er einen verschupften Einzelgänger spielt, dessen Familie nicht schlecht staunt, als er ihr eine Silikonpuppe als Freundin vorstellt. Zudem im Programm: Denys Arcands «Les invasions barbares» (23.7.), in dem ein Sterbender seine Familienmeute um sich schart, oder «Kuessipan» (25.7.), das Coming-of-AgeDrama innerhalb einer indigenen Gemeinschaft Québecs. (reg) Marzilibad, Bern, 22. bis 27.7., Programm: www.marzili-movie.ch Als Ryan Gosling noch nicht Ken war: Marzili Movie Kulturredaktion — Sounds: Das struppige Gurten-Gegenstück Während auf dem Gurten die Festivalmaschinerie rattert, präsentiert die Heitere Fahne am Fusse des Hügels das struppighübsche Alternativfestival Gugus Gurte mit Acts, die Aussergewöhnliches tun, ohne dabei jemanden in die Flucht zu schlagen. Zu den Schönheiten des Jahrgangs zählen die unwiderstehlichen Mister Milano mit ihrem abgetakelten Italo-Pop oder Roshâni mit ihrer tropischen Tanzmusik (beide am Freitag). Am Samstag gibts mit Professor Woussa Lausannes führende Afrobeat-Band zu goutieren oder die derzeit omnipräsenten Bandit Voyage mit ihrem schnoddrigen Indie-Chanson. Der Mittwoch bietet die oberste eidgenössische Hip-Hop-Empörerin Big Zis und die oberste Berner Klangpoetin Milena Patagônia. Und am Donnerstag ist mit Buvette ein einstiges Liebkind der helvetischen Indie-Getreuen zu Gast. (ane) Heitere Fahne, Wabern, Mi bis Sa, 17. bis 20.7., jeweils bis 2 Uhr — Sounds: Archive am Les Georges Die gute Nachricht: Die Gruppe Archive wird dem – auch sonst sehr beachtenswerten – Festival Les Georges in Freiburg ihre Aufwartung machen. Die mittelgute Nachricht: Die Band schaut gerade eher zurück aufs Gestern als in die Zukunft. Doch der Reihe nach. Archive haben einen neuen Wert in die britische Gitarrenmusikszene gebracht: den Luxus der Gemächlichkeit. Ursprünglich als Trip-Hop-Combo ins Leben gerufen, wandte man sich Ende der Neunzigerjahre vom elektronischen Musizieren ab und machte sich daran, rockorientierte Song-Epen zu schreiben, die sich auch mal über die Dauer von bis zu fünfzehn Minuten erstreckten – eine Ballung ausufernder, erschlagender und zappendusterer Schönheit. Die neuste Single von Archive ist nun ein Song, der eher ins Trip-HopGenre passt und der es 2004 erstaunlicherweise nicht auf das Album «Noise» schaffte, welches die Band neu zu veröffentlichen trachtet. Besser als nichts. (ane) Les Georges, Freiburg, Sa, 20.7., 23.40 Uhr — Sounds: In den Garten statt auf den Gurten Gurtenfestival-Allergikerinnen und -Allergiker können in Bern traditionell auf mehrere Alternativen zurückgreifen, etwa das Gartenfestival. Dieses setzt im Garten des Café Kairo zwar auch auf Freiluftkonzerte, aber auf die sehr kleine, sehr feine Ausführung. Dieses Jahr wird am zweitägigen Anlass etwa Delaney Davidson erwartet, Singer-Songwriter aus Auckland, ein alter Bekannter im Kairo, dessen herzöffnende Songs irgendwas zwischen Wehmut und Aufbruch verströmen. Eine weitere interessante Affiche ist die Gruppe mit dem Namen The Velvet Underwear, hinter der sich illustre Namen wie Evelinn Trouble, Mario Hänni und Fiona Fiasco verstecken – sie erbieten Velvet Underground die Ehre. (mfe) Café Kairo, Bern, Fr, 19.7./Sa, 20.7. — Sounds: Superfrauen des Jazz in Langnau Lange Zeit war das Fehlen von Frauen auf den Jazzbühnen dieser Welt zu beklagen. Die immer wieder überraschenden und mutigenLangnauer Jazz Nightszeigen nun, dass es auch anders geht: Hier stehen gleich vier Bandleaderinnen im Hauptprogramm. Das Quintett Blaer um die Berner Pianistin und Komponistin Maja Nydegger oszilliert hoch spannend zwischen Minimal und Jazz. Mirjam Hässig erforscht mit dem britischen Komponisten und Pianisten Django Bates die Endlichkeit. Die beim Label Blue Note Records unter Vertrag stehende Star-Saxofonistin Melissa Aldana begibt sich mit ihrem Quartett auf die Spuren des grossen Wayne Shorter. Und dann ist da noch so etwas wie die Female-Supergroup des modernen Jazz, genannt Artemis. Eine reine Frauenband, ebenfalls bei Blue Note Records, die aus den sieben der gefeiertsten Musikerinnen des modernen Jazz besteht, darunter auch Melissa Aldana. In Langnau treten sie zu fünft auf: Renee Rosnes, Ingrid Jensen, Nicole Glover, Noriko Ueda und Allison Miller. (mbu) Langnau, verschiedene Orte, Di, 23., bis Sa, 27.7. — Film: Ein UFO an den Filmnächten Münsingen Auch dieses Jahr haben die Verantwortlichen der Filmnächte Münsingenein kleines, aber feines Programm aus der jüngsten Filmgeschichte gezaubert. Dazu gehört Wes Andersons «Asteroid City», in dem es Stars von Scarlett Johansson bis Tom Hanks, eine Menge Skurrilität, hübschen Retrofuturismus und sogar ein UFO zu sehen gibt. Weiter auf der Affiche: das unkonventionelle Flüchtlingsdrama «Fremont», Ken Loachs «The Old Oak» sowie «Radical», ein Spielfilm über einen ungewöhnlichen Lehrer an einer Problemschule. Zudem werden die Filmabende mit Musik garniert, unter anderem mit Pierre Omer’s Swing Revue. (reg) Schlossgutplatz, Münsingen, 18. bis 21.7., Programm: www.filmnaechte.ch — Ausstellung: Die besten Pressefotos Dominic Nahr war der grösste Abräumer der diesjährigenSwiss Press Photo Awards. Der NZZFotograf belegte in der Kategorie «Ausland» den ersten und den zweiten Platz, gewann auch in der Kategorie «Porträt» und darüber hinaus den Hauptpreis, sodass er in Marco-OdermattManier seine Trophäen kaum mehr halten konnte. In der Schweizerischen Nationalbibliothek sind nun die besten Bilder des Jahres 2023 ausgestellt – die von Nahr und all den anderen Finalistinnen und Finalisten. (mfe) Nationalbibliothek, Bern, 17. Juli bis 11. Oktober — Bühne: Stillsitzen unmöglich am Festival «Vertanzt» Wer Kultur nicht nur konsumieren, sondern gleich selbst Hand, Bein und Rumpf anlegen will, der begebe sich ans Festival «Vertanzt» im Emmental. Dort werden tagsüber Kurse in verschiedenen Tanzstilen angeboten (Vorkenntnisse nicht nötig), und abends kann das Gelernte dank Bands und DJs gleich ausprobiert werden. Heuer stehen die Tänze des Mittelmeers im Fokus, was bedeutet, dass vom Bauchtanz aus Ägypten oder dem Derwischtanz aus der Türkei allerlei Volkstänze wie etwa aus Griechenland erlernt werden können. (reg) Röthenbach im Emmental, 18. bis 21.7., Programm: www.vertanzt.ch Die besten Alternativen zum Gurtenfestival Was geht? Die Ausgehtipps der Woche Auch abseits des Berner Hausbergs gibts diese Woche Kultur: etwa mit einem pummeligen Ryan Gosling oder einer Band mit dem schönen Namen The Velvet Underwear. Am Gartenfestival im Café Kairo erbieten Evelinn Trouble, Mario Hänni und Fiona Fiasco Velvet Underground dieEhre.

PD 17 kulturtipp 16 l 24 Sounds: Jordans Drive Wer in den Sommer tanzen und dabei der bunten Fifties gedenken will, ist mit Jordans Drive bestens bedient. Die rasante Band aus Dänemark rockt einmal mehr das Zürcher X-Tra und punktet nicht nur mit lüpfigem Jive-Rock, sondern auch mit schrillen Outfits und guter Laune. Mi, 24.7., 20.00 X-Tra-Musikcafe Zürich World: Festival am Schluss Wie jeden Sommer feiern die Betreiber und Gäste des legendären Mokka in Thun ihr «Schluss»-Festival. Und wieder bespielen nebst einheimischen Grössen bekannte Namen aus aller Welt den Thuner Mühleplatz. Mit dabei sind unter anderen Sängerin Gaye Su Akyol aus Anatolien, die Koraspielerin Sona Jobarteh aus Gambia (Bild) oder die grossen Tuareg- Blueser von Tamikrest. Mi, 24.7.–So, 4.8. Mühleplatz Thun BE JazzChur: Sommerfestival Die umtriebigen Veranstalter von JazzChur haben spannende Gäste für ihr fünftes Sommerfestival gewinnen können. Heimspiele geben Bassist Luca Sisera und Drummer Peter Conradin Zumthor mit neuen Projekten. Aus Zürich reist Saxofonistin Nicole Johänntgen an, aus Deutschland das fulminante Julia Hülsmann Quartett. Do, 25.7.–Di, 30.7. Postremise Chur Jazz Klassik Pop World TIPPS PD FESTIVAL Jazz für alle Langnau im Emmental ist ein wichtiger Ort auf der Weltkarte der Musik. Zu den dortigen Jazz Nights reisen US-Stars ebenso an wie der helvetische Nachwuchs. Gitarrist John Scofield im Duo!mit Bassist Dave Holland, das Allstar-Quartett The Bad Plus oder!Pianist Aaron Goldberg: Diese!US-Jazzer sind die besonders klingenden Namen auf dem!Line- up der diesjährigen Langnau Jazz Nights. Spannungsvoll wird auch der!Auftritt von Melissa Aldana und ihrem Quartett sein. Die Saxerin aus Chile verkörpert den international angesagten Nachwuchs. Und dieser steht im Zentrum der fünf Jazznächte. Vor über 30 Jahren gegründet, ist das Festival zwar gewachsen, lebt aber noch immer von Begegnung und Austausch der Musikschaffenden. Vor den Abendkonzerten in der Kupferschmiede gibt es das Off-Festival auf dem Viehmarktplatz mit Workshopsessions und Konzerten aufstrebender Bands aus der Schweiz. Während des Festivals findet zudem eine Jazz Piano Competition statt. Das Abschlusskonzert übrigens bringt den Festivalgedanken bestens zum Ausdruck: Die junge Schweizer Sängerin Mirjam Hässig, bekannt geworden mit ihrer Band Ayé!, bespielt mit dem aussergewöhnlichen britischen Pianisten Django Bates die örtliche Kirche. Frank von Niederhäusern Langnau Jazz Nights Di, 23.7.–Sa, 27.7. Kupferschmiede, Viehmarktplatz, Ref. Kirche Langnau BE www.jazz-nights.ch FESTIVAL Zürichs lauschige Sommerbühnen Seit Jahren gehören sie zum Stadtzürcher Sommerprogramm und kommen noch immer wie Geheimtipps daher. Die Park- und Hinterhofkonzerte des Stadtsommers laden zu Entschleunigung. Im Park Sihlhölzli mit ungewohnten Folkweisen des Duos Zugluft oder Jazzsängerin Marianne Racines Rhythm & Horns. Auf der Seebühne der Roten Fabrik mit dem unbeschreiblich weiblichen Rock-Quintett Emzyg oder der bekannten Folkpop-Stimme von Nola Kin. Mit Rap von Débikatesse und Look auf der Kasernenwiese oder dem Genfer Topdrummer Arthur Hnatek vor dem Helsinkiklub. Alle Konzerte sind gratis und finden in lauschigem Ambiente statt. (fn) Stadtsommer Zürich Do, 25.7.–Sa, 3.8. Diverse Bühnen Zürich www.stadt-zuerich.ch/content/ kultur/de.html Emzyg: Das punkige Zürcher Rock-Quintett PD Angesagter Nachwuchs aus Chile: Melissa Aldana

BERNERZEITUNG.CH AUSGABE BURGDORF + EMMENTAL AZ Bern, Nr. 171| Preis: CHF 4.90(inkl. 2,6% MwSt.) Mittwoch, 24. Juli 2024 Berner Zeitung Dammweg 9, 3001 Bern Abo-Service 0844 844 466 (Lokaltarif) oder online unter contact.bernerzeitung.ch Todesanzeigen 22 Kinos 23 Unterhaltung 25 Briefe an die Redaktion 26 TV/Radio 27 Inserate 044 248 40 30, inserate@bernerzeitung.ch oder online unter adbox.ch Redaktion Zentrale Bern 031 330 31 11 Redaktion Bern 031 330 33 33 Redaktion Burgdorf 034 409 34 34 Redaktion Langenthal 062 919 44 44 redaktion@bernerzeitung.ch Briefe an die Redaktion bernerzeitung.ch/leserbriefe Langnau Hansueli Gerber setzt sich seit über zwanzig Jahren für Musik ein. Er ist Präsident des Fördervereins, der die wiederkehrenden Defizite der Jazz Nights deckt. Seine Tätigkeit besteht darin, Personen zu animieren, einen Mitgliederbeitrag von 50 bis 500 Franken zu sprechen. (red) Seite2 Foto: Raphael Moser Er verhindert ein Defizit der Jazz Nights Besondere Schweizer Olympia-Medaillen Krokodile, Multitalente und Kommunistenschweine: Das waren Schweizer OlympiaSternstunden. 17 Reto Bärtschi hat viel vor Der Künstler steckt gleich hinter mehreren Anlässen im Oberaargau. 3 Vom Thunersee ans Mittelmeer Olympia Das Segler-Duo Maja Siegenthaler und Yves Mermod startet in der 470er-Klasse an den Olympischen Spielen. In Tokio verpasste Siegenthaler das Podest knapp. In Marseille soll es für das Team klappen. Seite19 Christian Stucki und die Zufälle des Lebens Im Sägemehl, im Schnee, auf Sand oder Rasen: Berner Sportler über ihre schönsten Glücksmomente. 4 Simon Thönen / sny Private bekommen immerweniger für Solarstrom: Für das zweite Quartal hat der Berner Stromkonzern BKW nur noch 3,6 Rappen pro Kilowattstunde (kWh) bezahlt. Im ersten Quartal 2024 waren es noch 6,2 Rappen pro Kilowattstunde. Die BKW legt die Entschädigung jeweils rückwirkend quartalsweise fest. Das ist ein krasser Gegensatz zum Allzeithoch im BKW-Versorgungsgebiet: Im dritten Quartal 2022 zahlte die BKW über 40 Rappen – also zehnmal mehr. Der Grund für diese extremen Schwankungen: Die BKW koppelt den Solartarif für Private an die Börsenstrompreise. Diese waren in der Stromkrise im Herbst 2022 astronomisch hoch. Doch inzwischen hat sich die Lage europaweit und in der Schweiz entspannt – angesichts der damaligen düsteren Prognosen überraschend schnell. Die Senkung ist auch politisch brisant. Das Schweizer Stimmvolk hat im Juni dem revidierten Stromgesetz zugestimmt. Dessen Zielsetzung ist es, dass die Produktionskapazitäten von Solarstrom massiv ausgebaut werden. Doch stark schwankende und tiefe Preise bremsen die Investitionstätigkeit. Das Stromgesetz sieht vor, dass der Bundesrat Mindesttarife für die Einspeisung von Solarstrom festlegt. Der Vorschlag des Bundesrats sieht eine Mindestentschädigung von 4,6 Rappen/ kWh vor. Die Solarbranche kritisiert dies als viel zu tief. Seite7 Tiefere Tarife: BKW verärgert Besitzer von Solardächern Volatiler Strommarkt Die BKW senkt die Entschädigung für Solarstrom von Privaten massiv. Das ist auch politisch brisant. Olympische Spiele Am Freitag werden in Paris die Olympischen Spiele eröffnet. An diesem gigantischen Sportanlass gibt es im Vergleich zur Fussball-Europameisterschaft einen grossen Unterschied: Die olympischen Stätten in Paris sind werbefreie Zonen. Keine Bandenwerbung, keine Sponsorenlogos. Nichts soll von den sportlichen Leistungen ablenken. Es gibt nur wenige Ausnahmen. Eine besagt, dass Zeitmessgeräte und Anzeigetafeln das Logo des Herstellers tragen dürfen. Diese Regel kommt dem Bieler Uhrenkonzern Swatch zugute. Genauer gesagt, dessen Marke Omega. (red) Seite5 Deshalb ist das Logo von Omega in Paris zu sehen Statistik In der Schweiz gehören 58 Prozent der Menschen einer Kirche an. Im Bundeshaus hingegen sind es 75 Prozent der Parlamentarierinnen und Parlamentarier. Die Zahlen hat ein Team um den Politologie-Professor Adrian Vatter an der Uni Bern erhoben. Sie zeigen eine Untervertretung der Konfessionslosen in der Grossen und Kleinen Kammer. 40 Prozent der Parlamentarier sind katholisch, 31,9 Prozent reformiert, 3 Prozent gehören Freikirchen an. Im Ständerat haben die Katholiken gar eine absolute Mehrheit von rund 56 Prozent. Stark untervertreten sind gemäss Erhebung die Muslime. (hä/red) Seite8 Mehr Religiöse im Bundeshaus als imLand Harris mit viel Rückenwind US-Wahlkampf Die beiden demokratischen Spitzen im US-Kongress, Chuck Schumer und Hakeem Jeffries, haben Kamala Harris ihre Unterstützung ausgesprochen. Seiten 12/13 Arbeitnehmende fallen weniger oft aus Krankmeldungen Im letzten Jahr fehlten Arbeitnehmende im Durchschnitt 7,6 Tage wegen Krankheit an ihrem Arbeitsplatz – weniger lang als im Vorjahr. Warumdas? Seite9 Unruhe bei Roche wegen der Forschung Pharma Zu teuer, zu langsam und zu erfolglos: Der Pharmakonzern hat ein Problem in der Forschung. Der neue Chef versucht Gegensteuer zu geben und stösst auf Hindernisse. Seite11 Heute Fatah und Hamas reden miteinander China vermittelt China meldet, die verfeindeten palästinensischen Gruppierungen hätten miteinander verhandelt. China legt ihnen eine gemeinsame Interimsregierungnahe. Seite14 Transferpolitik auf dem Prüfstand YB Lange bewiesen die Young Boys bei Transfers ein goldenes Händchen. Doch aktuell drängt sich kaum ein Spieler mehr für einen Wechsel in eine europäische Topliga auf. Seite15 Seite26 / Morgen / Heute Der Tag bringt viel Sonne mit einigen Schleier- und harmlosen Quellwolken. Am Morgen gibt es Restwolken, im Lauf des Tages wird es immer sonniger. 13° 25° 15° 24°

2 Mittwoch, 24. Juli 2024 Region Susanne Graf Am Dienstag geht es wieder los. Langnau wird zum Mekka der Jazzliebhaberinnen und -liebhaber. Während fast einer Woche sind Musikerinnen und Musiker aus aller Welt im Dorf unterwegs. International renommierte Künstlerinnen und Künstler geben ihr Können tagsüber in Workshops weiter. Die Bühne auf dem Viehmarktplatz gehört dann den Nachwuchstalenten, während bekannte Jazzgrössen jeweils in der Kupferschmiede Konzerte geben. So läuft das seit Jahren. Und so läuft es gut. Die Jazz Nights sind aus Langnau nicht mehr wegzudenken. Dieses Jahr finden sie zum 32. Mal statt. Ehre und Geld vom Kanton Zweimal schon erhielten sie den Kulturpreis des Kantons Bern: 2003 ging eine Anerkennung im Wert von 5000 Franken an den Organisator Walter Schmocker «für sein unermüdliches Schaffen im Hinblick auf die Förderung junger Musikerinnen und Musiker». 2007 würdigte der Kanton die Jazz Nights mit 30’000 Franken für ihr «grosses Engagement, dem aktuellen Jazz auch ausserhalb der städtischen Zentren ein Podium zu bieten». Und für die nachhaltige Vermittlungs- und Vernetzungsarbeit, die diese Tage im Juli jeweils in der Welt des Jazz leisten. «Das gibt es sonst weltweit nirgends», ist auch Hansueli Gerber überzeugt: dass international bekannte Künstler wie der Jazzgitarrist Ralph Towner in einem kleinen Zelt auf dem Viehmarktplatz Interessierten ihre Art zu spielen näherbringen. Gerber ist Präsident des Fördervereins der Langnauer Jazz Nights. Er spielt auch Gitarre, hat sich aber nicht im Jazz einen Namen gemacht. In der Region wurde er bekannt als Teil des Trios Tschou zäme, das bis vor elf Jahren berndeutsche Lieder sang. Vom Hoger ins Dorf Über den Anfang der Jazz Nights dachte Gerber seinerzeit nicht viel respektvoller als wohl die meisten Langnauerinnen und Langnauer. Er meinte, es handle sich dabei «um eine alternative Chilbi am Hoger obe». Aber was Peter Eichenberger 1991 als Besitzer des ehemaligen Kurhauses auf dem Dorfberg zusammen mit dem auch im Ausland bekannten Bassisten Walter Schmocker ins Leben rief, war ein Erfolg und wurde jedes Jahr grösser. «Niemand weiss, wie viel Geld Eichi» – so nennt Gerber den Initiator liebevoll – «in die Jazz Nights gesteckt hat.» Als der ehemalige Dorfberg-Besitzer aus Langnau wegzog, zu einem Zeitpunkt, als sich das Festival längst im Zentrum etabliert hatte, zeichnete sich jedenfalls ein riesiges Defizit ab. Etwa ab dem zehnten Jahr sei es «aus dem Ruder gelaufen», sagt Gerber. Der Event sei stets grösser und teurer geworden, die Einnahmen konnten die Ausgaben nicht mehr decken. Vor allem auch deshalb, weil die Suisa plötzlich rückwirkend Abgaben in Höhe von rund 25’000 Franken gefordert habe. Vorher seien Entschädigungen für Urheberrechte nie ein Thema gewesen, sagt Gerber. Die Langnauer Organisatoren konnten dann mit der Suisa eine Abzahlungsvereinbarung treffen und so die Betreibung abwenden. Zur Sicherheit ein Verein Als in jener finanziell delikaten Phase bekannt wurde, dass die Jazz Nights für den kantonalen Kulturpreis nominiert seien, war das die Geburtsstunde des Fördervereins. Dessen Aufgabe ist es laut seinem langjährigen Präsidenten, Sorge zu tragen zum Preisgeld und den Hauptverein, der die Jazz Nights organisiert, zu unterstützen, indem er für ihn Geld sammelt. Der Förderverein ist weder an der Organisation der Jazz Nights beteiligt, noch stellt er Freiwillige, die beim Aufbau, in der Bewirtung oder der Unterbringung der Teachers oder Kursteilnehmenden helfen. Seine Tätigkeit besteht allein darin, Personen zu animieren, einen Mitgliederbeitrag von 50 bis 500 Franken zu sprechen. Je mehr sie geben, desto reifer ist das Stück Emmentaler Käse, das sie erhalten. Und je nachdem kommen Tickets hinzu. So schaffe der Verein in einem Kreis von rund hundert Personen einen «Stammgoodwill» für das Festival, sagt Gerber. In den gut zwanzig Jahren sei es bloss einmal vorgekommen, dass die Jazz Nights kein Defizit erwirtschaftet hätten. Der Förderverein greife der Organisation im Durchschnitt jeweils mit 20’000 bis 25’000 Franken unter die Arme. Journalist sucht Mitglieder Bei der Mitgliederwerbung stehen nicht Langnauerinnen und Langnauer im Fokus. Sie haben andere Möglichkeiten, ihre Liebe zum Jazz und zum Event zum Ausdruck zu bringen: durch tatkräftige Unterstützung, mit Konzertbesuchen und Konsumation. Der Förderverein wendet sich vielmehr an Jazzfreunde und -freundinnen aus der ganzen Schweiz. «Einige buchen regelmässig eine ganze Ferienwoche in Langnau», weiss Hansueli Gerber. Er selbst sieht jetzt die Zeit gekommen, das Präsidium abzugeben. Dem Verein müsse jemand mit einem grossen Netzwerk vorstehen, um neue Mitglieder werben zu können.Als Gerichtspräsident habe er darüber verfügt. Aber seit zwei Jahren ist Hansueli Gerber pensioniert. Sein Nachfolger heisst Christoph Nufer.Viele kennen ihn von seiner Zeit als Bundeshaus-Journalist des Schweizer Fernsehens. Letzten Herbst sattelte er um, wurde Partner der Dynamics Group, eines Schweizer Unternehmens, das im Bereich der strategischen Kommunikation tätig ist. Mit Nufer an der Spitze des Fördervereins machen die Jazz Nights also einen weiteren Schritt in Richtung Professionalität. Vor rund zwanzig Jahren, als Hansueli Gerber anfing mitzuwirken, hätten noch fast alle alles gemacht. So habe auch er Künstler herumchauffiert, in der Küche geholfen und auch schon mal im Service gedient. Gerber erinnert sich auch an Zeiten, da er morgens um 2 Uhr in der Kupferschmiede Geld aus dem Tresor holte, um einem Künstler seine Abendgage auszuhändigen. «Jetzt läuft das alles hochprofessionell und ist finanziell berechenbar», sagt er. Jetzt muss der Verein keine unerwartet grossen Löcher mehr stopfen. Musikfreunde halten die Jazz Nights am Leben Musikfestival in Langnau Mit dem Erfolg des allsommerlichen Festivals stiegen auch die finanziellen Verpflichtungen. Ein Förderverein deckt die wiederkehrenden Defizite. Nein, Piano spielen kann Hansueli Gerber nicht. Aber für den Jazz setzt er sich in Langnau seit über zwanzig Jahren ein. Foto: Raphael Moser Bärau Heute feiert HansZaugg in der Stiftung Lebensart, Bäraustrasse 71e, seinen 94. Geburtstag. (pd) Gümligen Heute feiert Ruth Schmied-Soltermann,Moosstrasse 20, ihren 70. Geburtstag. (pd) Gündlischwand Mathilde Fuhrer-Schori feiert heute ihren 85. Geburtstag. (pd) Heimenschwand Gertrud BergerRentsch, Schibistei 4, feiert heute ihren 92. Geburtstag. (pd) Langenthal Greti Lüthi-Holzer, Schützenstrasse 4, feiert heute Mittwoch ihren 100. Geburtstag. (pd) Lotzwil Heute Mittwoch feiert Rudolf Fiechter-Suter,Unterdorfstrasse 14, seinen 91. Geburtstag. (pd) Madiswil An der Melchnaustrasse 4a feiert heuteAndreas Gammenthaler seinen 75. Geburtstag. (vfm) Riffenmatt Heute feiert Paul Zwahlen, Ried, seinen 90. Geburtstag. (eba) Wir gratulieren den Jubilaren und Jubilarinnen ganz herzlich und wünschen alles Gute. Wir gratulieren Die bürgerlichen Parteien hatten sich schon in der ersten Junihälfte für sie entschieden. Alexandra Grossenbacher bringe als langjährige Geschäftsleiterin der Gemeinde Konolfingen das Rüstzeug zur neuen Regierungsstatthalterin im Emmental mit, liessen SVP, FDP und die Mitte vor gut einem Monat gemeinsam verlauten. Schon damals dachten viele, mit diesem klaren Votum sei Grossenbacher als Nachfolgerin von Claudia Rindlisbacher so gut wie gewählt. In einem ländlichbürgerlich geprägten Verwaltungskreis wie dem Emmental sowieso. Gewissheit herrschte allerdings erst am Dienstagmorgen, als die kantonale Verwaltung mitteilte: Auch nach Ablauf der Meldefrist ist Grossenbacher die einzige Anwärterin geblieben. Sie wird damit an Neujahr 2025 ihre alte Stelle verlassen und in Langnau die Arbeit als neue Statthalterin aufnehmen. Der öffentliche Wahlgang vom 22. September entfällt. Politisch sehr breit getragen Telefonanruf in Konolfingen, Alexandra Grossenbacher ist gerade in den ersten Arbeitstag nach den Ferien gestartet. Die Worte sprudeln nur so aus ihr heraus: Natürlich freue sie sich sehr auf das neue Amt. Es sei ein weiterer Schritt auf ihrem Weg, der mit einer Verwaltungslehre in Münsingen begonnen und über diverse kommunale und kantonale Stellen zu ihrer aktuellen Kaderposition in Konolfingen geführt habe. Trotzdem nimmt Grossenbacher den Stellenwechsel nicht einfach als selbstverständlich hin. Sie erinnert daran, dass sie keiner Partei angehört. Und dass sie einst zwar einem SVP-Mitglied gegenüber ihr Interesse am Amt signalisiert hatte, dann aber doch einigermassen überrascht war, als sie von der Partei offiziell angefragt wurde. In der Folge hätten ihr nicht nur die Bürgerlichen ihre Unterstützung zugesichert, erzählt sie weiter. Sondern auch Parteien aus dem linken und grünen Spektrum. Dass sie anders als ihre Vorgängerin keine Juristin ist, sieht Grossenbacher nicht als Probalem. Von ihren bisherigen beruflichen Tätigkeiten könne sie sehr viel ins neue Amt mitnehmen. Hier wie dort stehe sie in der Öffentlichkeit, hier wie dort habe sie es mit Leuten zu tun, für die sie mit ihrem Team möglichst gute Dienstleistungen erbringen wolle. Ob die Arbeit im Statthalteramt Emmental nicht besonders anspruchsvoll ist? Immer wieder mussten sich die Verantwortlichen in letzter Zeit die Kritik gefallen lassen, nicht zügig genug zu entscheiden.Wegen der Pendenzenberge geriet insbesondere die Bauabteilung in die Schlagzeilen. Grossenbacher lässt sich darob nicht beirren. Sie werde die Arbeitsabläufe gründlich analysieren und sehe dann, ob sich die Effizienz steigern lasse. Und wenn ja, wie dies am besten möglich sei. Umzug ins Emmental Einer Partei beitreten will Grossenbacher auch in Zukunft nicht. In der Verwaltungsarbeit sei es von Vorteil, sich ausserhalb des politischen Kräftemessens bewegen zu können, erklärt sie. Dass ihr das bürgerliche Gedankengut nahesteht, lässt sie trotzdem durchblicken. Sie kenne dieses Umfeld seit der Kindheit, und ihr sei wichtig, dass sich Gewerbe und Wirtschaft in einem guten Umfeld bewegen und entwickeln könnten. Noch ist Grossenbacher mit ihrem Mann in Münsingen zu Hause. Wenn sie an Neujahr ihr Amt antritt, wird sie aber im Emmental wohnen. Statthalterinnen und Statthalter unterliegen im Kanton Bern nach wie vor der Residenzpflicht. Allerdings würden die beiden auch ohne den neuen Job zügeln: «Wir hatten den Bauplatz schon ausgewählt, bevor das Statthalteramt ein Thema wurde.» Stephan Künzi Gemeindeschreiberin wird Statthalterin im Emmental Ohne Konkurrenz Konolfingen muss eine neue Verwaltungschefin suchen: Alexandra Grossenbacher wechselt nach Langnau. Die neue Emmentaler Regierungsstatthalterin Alexandra Grossenbacher. Foto: rot

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