Medienspiegel Langnau Jazz Nights 2022

2 Montag, 14. November 2022 Region Vor 20 Jahren Serie Cornelia Leuenberger Mitte November 2002 war in der Berner Zeitung zu lesen: «Mettlers Idee für den Viehmarkt: ein Zeltdach». Ideengeber und Illustrator: Reto Mettler, seines Zeichens Grafiker und SP-Parlamentarier. Auf eigene Initiative hatte er seine Vision beim Gemeinderat von Langnau deponiert. Und offenbar fand sie Anklang. Denn schon am Tag nach der Sitzung, an der der Rat über die Idee debattiert hatte, lud er die Medien zur Information. Als Illustration für den Artikel diente eine Schwarzweissskizze, auf der ein kühn geschwungenes, grosses Segel zu sehen war, von Metallpfosten gestützt, an mehreren Stellen im Boden verankert. 11 Meter breit und 20 Meter lang solle das Dach werden, erfuhren die Leserinnen und Leser der BZ. 200 Sitzplätze würden darunter Platz finden. Gespannt werden sollte die Blache über jenen Teil des Viehmarktplatzes, auf dem jeweils derWochenmarkt oder der Kultursommer stattfand. Seit1989 Die Idee, Vieh- und Pferdemarktplatz mitten im Dorf neu zu gestalten, hatte 2002 schon ein paar Jahre auf dem Buckel. Bereits 1989 hatte das Parlament eine entsprechende Motion überwiesen, Ende 1990 setzte der Gemeinderat eine spezielle Planungskommission ein. Diese zog 1994 aus einer Umfrage immerhin den Schluss, dass eine Aufwertung der Plätze begrüsst würde. Mehr nicht. 1998 wurde die Kommission aufgelöst, ohne dass sie etwas erreicht hätte. Sie hatte aber auch ein schwieriges Dasein: Zuerst blockierten die Abklärungen für die Verkehrsplanung im Dorf ihre Arbeit. Und dann scheiterte die Vision vom «echten Dorfplatz mit pulsierendem Geschäftsleben und Begegnungsmöglichkeiten» am Widerstand von Kritikerinnen und Kritikern. Die 40’000 Franken, die der Gemeinderat ins Investitionsbudget aufgenommen hatte,wurden jedenfalls nicht ausgegeben. Angst um den Umsatz Doch dann kam Reto Mettler respektive seine Idee vom Segel. Zwar waren damit auch nicht alle einverstanden, Ladenbesitzer monierten, die wegen des Zeltdachs wegfallenden Parkplätze könnten ihren Geschäften schaden. Anwohnerinnen und Anwohner fürchteten den Lärm, wenn auf dem Platz nun vermehrt Freiluftanlässe stattfinden sollten. Trotzdem ging es zügig vorwärts mit der Neugestaltung des Viehmarktplatzes: Im Dezember 2003 sagte das Parlament Ja zu einem Kredit über 331’000 Franken – 170’000 Franken waren für die «Verschönerungsarbeiten» vorgesehen, der Rest für die gleichzeitig durchgeführten Erneuerungen von Kanalisation und Platzentwässerung. Im Februar 2004 meldete diese Zeitung, die noch verbliebenen Einsprachen seien erledigt, die Ein Dach für die Geselligkeit Vor 20 Jahren in Langnau Die einen fürchteten um ihr Geschäft, die andern um ihren Schlaf. Trotzdem wurde der Viehmarktplatz teilüberdacht. Heute wird der Ort vielfältig genutzt. Nigelnagelneu: 2004 wurde das Segeldach auf dem Langnauer Viehmarktplatz eingeweiht. Foto:mb Baubewilligung liege vor, die Arbeiten könnten beginnen. Und nur fünf Monate später stand das grosse neue Zeltdach. Es gefiel auch dem Kollegen von der Redaktion. In der BZ vom 19.Juli 2002 schrieb er: «Die viel diskutierte Überdachung ist erst am Freitag eingeweiht worden – und fügt sich bereits ins Dorfbild, als wäre sie schon immer da gewesen.» Für Sport, Politik, Kultur Seither hat Langnau also ein überdimensioniertes Segel mitten im Dorf. Es wird vielfältig genutzt, für Anlässe aus Sport, Politik und Kultur. Oder nur dafür, im Sommer an einem schattigen Plätzchen einen Moment zu verweilen. Zur Besänftigung der Nachbarn wurde 2004 beschlossen, dass Veranstaltungen höchstens bis 22 Uhr dauern dürften. Das ist auch heute noch so, wie bei der Abteilung öffentliche Sicherheit zu vernehmen ist. Einzig die Jazz Nights und das Elite Openair bekommen jeweils eine Ausnahmegenehmigung. «Ein bisschen grösser» Reto Mettler hat auch 20 Jahre später noch Freude an seiner Idee. «Einfach etwas grösser hätten wir das Segel machen sollen», sagt er und lacht – wohl wissend, dass das Projekt dann um einiges teurer geworden wäre. Mit seiner Meinung ist er aber nicht allein. Kurz nach der Einweihung, der erste Langnauer Kultursommer mit Zeltdach war gerade vorbei, sagten bei einer Strassenumfrage mehrere Personen, ein bisschen breiter hätte das Bauwerk schon werden dürfen. Eine Frau meinte gar: «Man hätte das Dach anderthalbmal so gross machen können. Aber es geht halt um die Parkplätze.» Damit sprach sie ein heikles Thema an. Aber das ist eine andere Geschichte. Was geschah vor 20 Jahren? In loser Folge werfen wir einen Blick zurück. Wir erinnern an kleine und grosse Geschichten, die in dieser Zeitung standen, und schauen, was aus ihnen geworden ist. Oder lassen unvergessene Ereignisse wieder aufleben. ANZEIGE Im neuen Jahrbuch gibts viele Fotos von Menschen der Region. Foto: bm Der Regionalpublikation geht die Leserschaft aus. Nicht weil sich etwas geändert hätte – vielmehr weil sich nichts geändert hat. Der Leserinnen- und Leserschwund ist eine Begleiterscheinung der Überalterung. Anders ausgedrückt: Die Zielgruppe stirbt weg. «Wenn wir nichts unternehmen, gibt es uns in fünf Jahren nicht mehr», sagte Daniel Gaberell, Präsident der Jahrbuchvereinigung, in einem Gespräch mit dieser Zeitung im März. Und kündigt nun an der Vernissage des 65. Jahrbuchs an, dass etwas unternommen wurde. Das seit 1958 erscheinende Jahrbuch des Oberaargaus hat eine Verjüngungskur erhalten. Für das Buch im Rentenalter bedeutet das Folgendes: neues Layout, kürzere Kapitel, mehr Bilder und ein Marketingkonzept mit Social-Media-Präsenz. «Das Jahrbuch soll nicht mehr unangetastet in Wohnzimmerregalen stehen», so Gaberell. Es gehöre in Rucksäcke, auf Küchentische, solle Eselsohren und auch mal Flecken bekommen. Der neue Auftritt Das aktuelle Jahrbuch liegt gut in der Hand und lädt tatsächlich dazu ein, es aus dem Handgelenk auf einen Tisch zu klatschen. Schäden an Tischplatten muss deswegen niemand befürchten: Das Buch verfügt im Gegensatz zu Vorjahresmodellen über einen flexiblen Einband und rund 80 Seiten weniger Umfang. Wird das Buch nicht nur auf den Tisch gehauen, sondern auch aufgeschlagen, erhärtet sich der Verdacht, den das Design des Frontdeckels weckt. Hier wird mit der jahrzehntealten Gestaltungsdoktrin gebrochen: neue Schriftarten, Titel und Titelbilder sind abgestimmt, einzelne Kapitel haben ein eigenes Farbthema. Den angestaubten Auftritt der Anthologie in die heutige Zeit überführen: Das sei ihre Vision beim Gestalten gewesen, erklärt Patrick Sigrist. Der Mitgründer der visuellen Designfirma P’inc spricht von einem nachhaltigen Layout. Und meint damit ein Erscheinungsbild, das zeitlos genug ist, um über Jahre modern zu bleiben. Kürzere Kapitel, mehr Bilder Nicht allein optisch nimmt das neue Jahrbuch eine jüngere Zielgruppe ins Visier. Auch inhaltlich ist ein Wandel spürbar. Die Kapitel sind im Schnitt fünf Seiten kürzer als noch in der Ausgabe von 2021. Ob insgesamt mehr Fotos eingebaut wurden, wie von Daniel Gaberell angekündigt, ist schwer zu prüfen: Schon die vergangenen Jahrbücher verfügten über mehr Bilder, als man zählen möchte. Bei den Kapiteln wird die zunehmende Gewichtung von Bildmaterial hingegen ersichtlich. In 5 der 13 Kapitel spielen jetzt Fotos die Hauptrolle – letztes Jahr war das bei 2 von 14 der Fall. Ausserdem sind die Motive vermehrt aktuell. Diese Veränderung schlägt sich in den Texten nieder. Statt weiter primär die historischen Facetten auszuleuchten, bildet das neue Jahrbuch vor allem den heutigen Oberaargau ab. Das zeigt sich in Kapiteln wie dem über Thömu Kummli, das sich vollständig dem Dorforiginal aus Herzogenbuchsee widmet. Besuchenden von Langenthaler Fussball- oder Eishockeyspielen dürfte der 66-Jährige nicht unbekannt sein. Dieses Jahr wurde er gar zum Ehrenmitglied des FC Langenthal erhoben. Zwölf weitere Kurzporträts geben ebenfalls den Menschen des kontemporären Oberaargaus eine Bühne. Lokführer, Fischzüchterinnen, Dönermänner und Fährfrauen sind es, die dem regionalen Jahrbuch ein buntes Lokalkolorit verleihen. Damit die Geschichten und Schicksale der Region auch wieder vermehrt den Weg zu Oberaargauerinnen und Oberaargauern finden, kümmern sich zwei Frauen um den Auftritt des Jahrbuchs auf Facebook und Instagram: Sabine Mühlethaler und Mani Camille Nyfeler. Eine jüngere Zielgruppe «Wir wollen eine jüngere Zielgruppe ansprechen», sagt Mühlethaler und meint Menschen zwischen 40 und 50 Jahren. Dazu verfassen die zwei Social-Mediaund Marketingverantwortlichen Newsletter und Postings, die übers Jahr verteilt die Buchinhalte anpreisen. «Dafür ist das neue Design ein Segen», findet Mani Camille Nyfeler. Vermag die Neuausrichtung den Leserschwund der Regionalpublikation aufzuhalten oder gar umzukehren? Laut Daniel Gaberell lässt sich das erst in zwei, drei Jahren feststellen. Es ist jedenfalls nicht der erste Wandel: Das Design des Jahrbuchs wurde in den letzten sechs Jahrzehnten rund alle 20 Jahre überarbeitet. Ob das aktuelle Erscheinungsbild ebenso lang Bestand haben wird, ist sich der Verleger nicht sicher. «Vielleicht leben wir einfach nicht mehr in Zeiten, in denen etwas 20 Jahre gleich bleiben kann», so Gaberell. Das aktuelle Jahrbuch des Oberaargaus kostet 29 Franken und kann auf der Website Jahrbuchoberaargau.ch bestellt werden. Jahrbuch erfindet sich neu Kampf dem Leserschwund Die Oberaargauer Publikation soll Verkaufszahlen erhöhen. 30%

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