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meisten Stücke im Repertoire von ihm

stammen, hält er fest: «Wir sind als

Band ein Kollektiv. Darum heissen wir

nicht Florian Egli Quartett. Alle sollen

sich entfalten können und so spielen,

wie sie das wirklich wollen.» Der Sound

von Weird Beard ist zugleich zeitgenös-

sisch und zeitlos: Ambient-Klangmal-

erei und Electronica-Gebastel werden

ergänzt durch hochgradig interaktive

Improvisations-Exkurse über unge-

wöhnliche Songformen. Durchzogen

wird dieses faszinierende Sound- und

Groove-Geflecht von einer hohen me-

lodischen Anmut, die in einem Zusam-

menhang mit Eglis Vernarrtheit in das

lyrisch-coole Spiel des Trompeters

Chet Baker stehen mag. Alles in allem

entfaltet diese Musik eine hohe Sogwir-

kung und Suggestivkraft.

Nach aktuellen Vorbildern gefragt,

nennt Egli eine ganze Reihe von Schwei-

zer Musikern – unter ihnen die Saxofo-

nisten Nat Su, Rafael Schilt und Donat

Fisch – und meint: «Mir ist das Soziale

sehr wichtig. Ich fühle mich sehr wohl

in der Schweizer Szene. Was in meinem

Umfeld passiert, färbt auf mich ab.»

Kupferschmiede Langnau

Samstag, 30. Juli, 21.30 Uhr.

to: Ralph Kühne

Zuerst hat der Schlagzeuger Billy Hart seine

Europatournee abgesagt. Dann hat sich der

Gitarrist Mike Stern beide Arme gebrochen.

So musste das ursprünglich angekündigte

Programm für die

Langnau Jazz Nights

(Dienstag, 26. Juli bis Samstag, 30. Juli,

Kupferschmiede Langnau) überarbeitet

werden. Für Harts Quartett hat man fast vor

der Haustür mit dem Trio des ekstatischen

Rhythmusjongleurs

Malcolm Braff

valablen

Ersatz gefunden; statt Mike Stern wird

Bryan

Baker

gemeinsame Sache

mit dem Saxofo-

nisten

Bill Evans

machen: Beide Bands

treten am Mittwoch auf.

Eröffnet wird das Festival am Dienstag

durch das Quartett des Gitarristen

Kurt

Rosenwinkel

(mit dem Pianisten Aaron

Parks). Das zweite Konzert am Eröffnunga-

bend wird durch ein Trio bestritten, für das

der Schlagzeuger

Jack DeJohnette

die

Söhne von John Coltrane (Ravi) und von

dessen langjährigem Weggefährten Jimmy

Garrison (Matthew) an seine Seite geholt hat:

Man hat es hier also mit einer geschichts-

trächtigen Besetzung zu tun, bei der zu

hoffen bleibt, dass sie auf der Bühne mehr

Furor zu entwickeln vermag als auf der

enttäuschend schlafmützigen Studioauf-

nahme «In Movement» (ECM).

Nicht schlafmützig, sondern subtil und

sublim sind die Aufnahmen, die der Gitarrist

John Abercrombie

in den letzten Jahren für

ECM gemacht hat. Er wird in Langnau mit

dem Quartett vorbeischauen, mit dem er

letztes Jahr das Publikum ennet dem Napf in

Willisau verzaubert hat (Freitag). Zu Aber-

crombies Quartett gehört mit Marc Copland

ein sanftmütiger Klangfarbenzauber-Pianist.

Dagegen gehören

Luis Perdomo

aus Cara-

cas und

Gonzalo Rubalcaba

aus Havanna

eher zur Kategorie der draufgängerischen

Finger(ver)wirbler. Beide kommen mit Trios

nach Langnau: Perdomo tritt am Donnerstag

vor der Band Migration des Schlagzeugers

Antonio Sanchez

auf, Rubalcaba beschliesst

das Festival am Samstag.

(tom)

Langnau Jazz Nights

Programm

zurückrufen,

er Münze zu-

onnigen Syn-

ufen und eu-

sich gern haben.

Mit reichlich Sand imGetriebe

Eine Variation bietet das Strassenver-

kehrsamt: Hier loungt es zwar eben-

falls, aber überlagert von so viel Ge-

krose und Störgeräuschen, dass man

angerufen hat.

Wo bleibt MissMarple?

Brillant war in dieser Hinsicht übrigens

bis vor kurzem die Schlaufe in einer An-

waltskanzlei. Dort kam aus dem Hörer

der verschrobene Soundtrack der 60er-

geschaltet. Und der wollte statt etwas

Humor: Smooth-Jazz.

Tipp

Langnau Jazz Nights

Ekstatischer

Rhythmusjongleur

SoeinPech, einMusiker sagt dieTourneeab,

der anderebricht sichbeideArme. Dochdie

Alternative darf sich hören lassen: Mit dem

Trio von Rhythmusjongleur Malcolm Braff

(Bild) sowie Bryan Baker (Ersatz für Mike

Stern) ist die Nacht in Langnau nicht nur ge-

rettet, sie ist ein Versprechen.

(mks)

Kupferschmiede Langnau, ab 20.30 Uhr.

bstein könnte

s Leben» ein-

gleich absurd,

pflegte seine

r mit Nivea-

was gegen Ni-

Gegenteil!) –

nis des Ver-

t in deren un-

ftigkeit.

eben» klingt

nem (letzten)

tete die Scha-

ma mit steter

h 40 reich er-

mmer als ver-

ahres und als

iben.

rr Schneider

chied auf ein

rückblicken.

erk wird auch

ortierten Bü-

igen Platz fin-

den. Oder – auch nicht schlecht – man

könnte die Bilanz eines Lebens nach

dem Muster der Bewertung akad mi-

scher Promotionen bewerten: über-

reich erfüllt, reich erfüllt, erfüllt, recht

erfüllt. Stellt sich nachträglich heraus,

dass einer sein Leben plagii rt hat, gilt

er als durchgefallen, wird exh miert

und in einem Massengrab verscharrt.

Die unfreiwillige Komik der Floskel des

reich erfüllten Lebens liegt darin, dass

sie so tut, als könne sie über ein

Menschenleben ein Qualitätsurteil im

glänzenden Lichte der Ewigkeit fällen.

Die Rede vom «reich erfüllten Le-

ben» ist dabei so prahlerisch ie lä-

cherlich, ein kindisches Auftrumpfen

im Angesicht der Sterblichkeit. Wahr-

scheinlich soll einen die Formel mit ge-

nau dieser Endlichkeit versöhnen, in-

dem sie einem nämlich wenigstens

einen Stehplatz im Pantheon der nicht

spurlos Verblichenen verspric t. Wem

es nicht ausreicht, im Herzen der Ang -

hörigen und Freunde und Freundinnen

noch ein bisschen in der Erinnerung

bewahrt zu bleiben, bis auch diese Er-

innerung verblasst und irgendwann

d n mit dem Tod auch der Hinterblie-

benen untergeht, der möge halt an

einem reich erfüllten Leben werkeln.

Der Rest, der aus Leuten wie Ihnen

und mir b steht und vor allem vielen

anderen, die es weit weniger gut getrof-

fen haben als wir (bis jetzt), wurschtelt

sich halt weiter durch in der Hoffnung

auf ein nicht allzu unangenehmes

Ende. Das Leben ist zwar kein Früh-

stücksbuffet auf dem Ponyhof; aber es

ist auch kein Erfüllungswettbewerb.

(Ende Predigt.)

Peter Schneider: Identität und solche

Sachen. Kolum n. Zytglogge-Verlag,

Basel 2016. 260 S., ca. 32 Fr.

Fragen an:

leserfragen@derbund.ch

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alle Anfragen beantwortet werden.

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